"- ein kleiner dicker Berliner wollte mit der Schreibmaschine eine Katastrophe aufhalten ..." Erich Kästner über Kurt Tucholsky |
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Kurt Tucholsky - produktiver Kritiker oder kompromissunfähiger
Besserwisser? Kämpferischer Pazifist ("Soldaten sind Mörder") oder republikzersetzender
Deutschenhasser? Sensibler Lyriker oder polarisierender Agitator? Bundesgenosse
der Kommunisten oder Kritiker des Stalinismus? Erfolgreicher Kabarett-Dichter
oder politischer Pamphletist? Mann mit "eiserner Schnauze und goldenem Herzen"
oder "entlaufender Bürger"? "Jüdischer Antisemit" (Gershom Scholem) oder
eine tiefverletzte "jüdische Seele" (Arnold Zweig)? Auch heute ist Tucholsky ein vielgelesener und politisch umstrittener Dichter. Als Starautor der "Weltbühne", des wichtigsten Forums der intellektuellen Linken, gehörte er zu den maßgeblichen Schriftstellern der Weimarer Republik. Die Enttäuschung über das Scheitern der Weimarer Demokratie und die Wirkungslosigkeit des eigenen Schreibens führten ihn schließlich in verbittertes Schweigen. Bleibende Spuren haben nicht nur Tucholskys Liebesgeschichten wie "Rheinsberg, ein Bilderbuch für Verliebte" oder "Schloß Gripsholm" und frivole Chansons hinterlassen, sondern vor allem seine zugespitzte Publizistik, die heute noch oft aktuell ist und politischen Streit auslösen kann. Das zeigt die öffentliche Diskussion um Tucholskys Satz "Soldaten sind Mörder", die 1996 sogar im Deutschen Bundestag geführt wurde und anschließend das Bundesverfassungsgericht beschäftigte. |