Eisler meets Tucholsky:

Songs – Lieder – Chansons im
Deutschen Theater Berlin

Von Renate Bökenkamp
Die Verleihung des Kurt Tucholsky-Preises im Deutschen Theater in Berlin ist immer verbunden mit einer Matinee zum Thema. So auch am 6. November 2005. Dass die Verleihung des Preises viele Menschen interessiert, zeigten auch diesmal ein dichtbesetztes Parkett und viele Besucherreihen im Rang. Volker Kühn brachte 16 Schauspieler, Schauspielerinnen, Chansonsänger und –sängerinnen auf die Bühne, das Bühnenbild glich Rembrandts "Abendmahl", denn man saß gefällig um den Tisch herum, ein wenig abseits die große Eisler- und Tucholsky-Interpretin Gisela May.

40 Tucholsky-Texte hatte der Komponist Hanns Eisler (1898 -1962) im Laufe von dreißig Jahren vertont. Sein ihm sehr verbundener Freund und Sänger Ernst Busch (1900-1980) war dabei die treibende Kraft, der die Texte ihm vorlegte und um Vertonung bat. So zu einer Tucholsky-Matinee, die das Deutsche Theater 1957 plante. Die ersten Texte von Theobald Tiger, einem der Pseudonyme Tucholskys, vertonte Eisler schon 1930 .

Nun also einer neuerliche Tucholsky-Matinee, die diesmal dem Tagungsthema "'Wir leben in einer merkwürdigen Zeitung' – Der Medienmensch Kurt Tucholsky" gewidmet war. Dass zweifellos Hanns Eisler zu den Medienvertretern dazugehörte wie auch Ernst Busch, wurde hier – nicht nur wegen der Tagungs-Kooperation mit der Hanns Eisler-Gesellschaft – herausgestellt. Das Programm brachte unterschiedliche Interpretationen und Wiederbegegnungen mit Tucholskytexten, angefangen mit "Der Graben" über "Feldfrüchte", "An den deutschen Mond" bis zu "Mutterns Hände" und "Einkäufe". angereichert mit gelesenen Passagen aus Briefen von Ernst Busch an Hanns Eisler. Es wirkten mit Rainer Basedow, Margit Bendokat, Gabor Biedermann, Holger Daemgen, Barbara Ferun, Wolfgang Häntsch, Udo Kroschwald, Katrin Klein, Katherina Lange, Gisela May, Maxim Mehmet, Ilja Richter, Peter Siche, Bernd Stempel, Peter Wittmann und Katrin Wehlisch. Am Klavier begleitete Nikolai Orloff. Zusammengestellt und geleitet wurde das Programm von Volker Kühn, Regieassistenz: Joanna Hamann, Bühne: Nehle Balkhausen. Das Dargebotene verfehlte seine Wirkung auf das Publikum nicht: Die im politischen wie gesellschaftlichen Leben weiterhin aktuellen Texte Tucholskys wurden begeistert und mit viel Beifall aufgenommen.

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Bilder der Matinee