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Beate Schmeichel-Falkenberg zum 90. Geburtstag

Beate Schmeichel-Falkenberg, ein Urgestein in der KTG, feiert ihren 90. Ge­burtstag: Herzliche Gratulation und die besten Wünsche!
»Beatchen«, wie wir Dich liebevoll nennen durften und dürfen, war von Anfang an dabei und ein bestimmender Fels in der Brandung der leidenschaftlich auf­brausenden Gründungszeit der Gesellschaft. Man wünscht sich diese kontrover­se, aber produktive, Tucho in allen Facetten ausleuchtende Zeit von Tucholsky­kennern oft sehnsüchtig zurück. Jeder hatte seinen eigenen Tucholsky im Ge­päck und wusste es genauer, besser, zeigten sich aber dennoch neugierig auf die anderen Tucholskybilder der herbeigeeilten Wissenschaftler, Künstler, Jour­nalisten und Tuchojünger.
Intellektuell und emotional ging es zu und immer freundschaftlich orientiert, menschlich stabil.
Daran besonders an Schmeichel-Falkenbergs 90. Geburtstag zu erinnern, muss bei Beate erlaubt sein. Es soll und wird sie erfreuen. Wer waren die Gründungs­mitglieder am 3. April 1988 im »Gasthaus zum Kreuz« bei dem Gastgeber Harry Pross in Weiler im Allgäu? Eine Seminarrunde, gefordert vom Meister zum Dis­kurs. Es ist mal Zeit sie zu nennen (lt. Protokoll): Helga und Anton Austermann, Hans-Werner am Zehnhoff, Ulrich Thiele, Gangolf Arendt, Renate und Harald Vogel, William John King, Gustav Huonker, Harry Pross, Charlotte Wasser, Olle Hambert, Volker Kühn, Michael Hepp, Elke Suhr, Irene Boose, Steffen Pross, Iri­na Vatschenko, Antje Bonitz, Beate Schmeichel-Falkenberg, Gregor Ackermann. Beate sprach über ihre Recherchen: »Die letzten Jahre, die letzten Tage in Schweden«.
Auf Vorschlag von Harry Pross bildeten Beate und ich das Vorbereitungsteam zur satzungsgemäßen Gründung am 4.6. 1988 in Stuttgart, wo ich als Vorsitze­ner und Beate als Stellvertreterin gewählt wurden. Wir bildeten von Anfang ein Team, nicht immer einfach, aber produktiv, verlässlich, immer der anspruchsvol­len Tuchoarbeit im vielfältigen Chor der Kenner verpflichtet.
Mein Vorteil in unserem Team, Beate kannte alle wichtigen Persönlichkeiten beim Namen, Gründe und Hintergründe, Vor- sowie vorausgeahnte Nachge­chichten, war in Tucho beschlagen, redegewandt und redefreudig, leidenshaft­lich ungebremst – und wenn, dann nur durch ihren bedächtigen, fast nur im Hintergrund agierenden, liebevoll bemühten Manfred, der bewusst nicht als Mitglied fungierte. Es war »wundervoll«, ein typisches Beate-Wort, das man ihr treffend zueignen darf.
Mein Glück im Tucholskykreis war, ich wurde gleich von zwei Glücksfeen in die Geheimnisse der Tucholskywelt eingeweiht. Von der Sachanwältin Antje Bonitz in das von Mary eroberte Marbacher Tucholskyzimmer, das mir den Zugang zum Nachlass eröffnete, und ihre Vermittlung zu den Gralshütern im Literatu­rarchiv. Und dann wie gesagt Beate, die mich mit der geistigen ›Bohéme‹-Welt der Tucholskykenner bekannt machte. Der Start in die kritische Gesamtausgabe vervollständigte das Abenteuer, an dem Beate lebhaften Anteil nahm.
Beate ganz besonders herzlichen Dank für diese gemeinsame Zeit, in der viel bewegt wurde und vor allem mit Michael Hepp die Gesellschaft ein beständiges und weiterhin menschlich beglückendes Fahrwasser fand, in der wir uns aufge­hoben fühlen konnten, ohne dass eigenständige Profile aufgegeben werden mussten. Auch wenn Beates Hauptaugenmerk mit den Jahren ins »Exil« aus­wanderte, änderte ihre bewundernswerte Vorsitztätigkeit in der Gesellschaft für Exilautorinnen nichts an ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement für Tucholsky. Die Gesellschaft hat Dir, liebe Tucholskyfreundin, sehr viel zu verdan­ken und noch mehr zu danken.
Deine Präsenz vermissen wir. Wir wissen, Deine nur noch innere Teilhabe aus der Ferne ist Deiner Gesundheit geschuldet. »Car­pe diem« rufen wir Dir zu und nehmen Dich freundschaftlich in den Arm. Beat­chen, bleibe so impulsgebend und erheiternd, wie wir Dich kennen, führe zu­sammen mit der Gesellschaft ungebeugt den Kampf für Tucholskys Anliegen und Werk und widerstehe den körperlichen Anfechtungen in satirischer Laune im Gedenken an Heinrich Heine, Tuchos Vorbild:

Tag und Nacht hab ich …
und hab doch …
Bin in Harmonien …
Und bin doch …. (Lieder, 1824)

Harald Vogel

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