Öffentliche Tagung der
Kurt Tucholsky-Gesellschaft
in Kooperation mit der
Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
und der
Erich Maria Remarque Gesellschaft

"Der Krieg ist aber unter allen Umständen tief unsittlich"

Der Pazifist und Antimilitarist Tucholsky

Vom 18. bis 21. Oktober 2007 in Berlin.

In Zusammenarbeit mit der Zentral und Landesbibliothek Berlin
Tagungsort: Ribbeck-Haus/Berlin-Saal, Breite Straße 36 in 10178 Berlin-Mitte

Unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit

Gefördert von der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften (ALG) aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.


Online-Anmeldung
Tagungsprogramm (Stand: 17.10.2007)

Donnerstag, 18. Oktober 2007
17.00 Uhr Forschungsberichte
Dagmar Stehring
"Ich malte, was sie nur taten..." - Sprachkritik und Antimilitarismus bei Karl Kraus und Kurt Tucholsky

Ursula Blanke-Kießling
"Dieser Staat ist nicht mein Staat" - Über das Staats- und Verfassungsdenken Kurt Tucholskys

Daniel Wirsching
"Das hat alles nichts mehr mit Ihnen und Ihrer Arbeit zu tun." Kurt Tucholsky im Spiegel der zeitgenössischen Kritik (1927-1933)

18.00 Uhr Kleiner Imbiss
19.00 Uhr Begrüßung
19.15 Uhr Begrüßungsvortrag:
Wiglaf Droste
Sind Soldaten Waschbrettköpfe? - Satiren gegen das Militär und die Folgen

anschließend Beisammensein und Gespräche
Freitag, 19. Oktober 2007
10.00 Uhr Prof. Dr. Wolfram Wette:
Militarismus in der Weimarer Republik - Reichswehr und Justiz gegen pazifistische Rüstungskritiker
11.00 Uhr Diskussion
11.15 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Dr. Ian King:
Der verhinderte Offizier - Der junge Tucholsky über Militär und Pazifismus
12.30 Uhr Mittagspause mit Imbiss
13.30 Uhr Dr. Reinhold Lütgemeier-Davin:
Nie wieder Krieg! - Tucholskys Rolle innerhalb der pazifistischen Organisationen der Weimarer Republik
15.00 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr Prof. Dr. Dieter Mayer:
"Vor Verdun" - Tucholskys Kommunikationsstrategien als Teil eines "wirkungsvollen Pazifismus"
19.30 - 22 Uhr Filmvorführung im Filmkunsthaus Babylon:
"Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone (1931)
Mit einem einführenden Vortrag von Frank-Burkhard Habel
Samstag, 20. Oktober 2007
10.00 Uhr Prof. Dr. Tilman Westphalen:
Wann wird zum Mord, was man sonst Heldentum nennt? Remarque als militanter Pazifist von Im Westen nichts Neues bis zu Zeit zu leben und Zeit zu sterben
11.00 Uhr Diskussion
11.15 Uhr Kaffeepause
11.30 UhrDr. Olaf Müller:
"Sie wollen den Frieden" - Tucholskys und die französischen Pazifisten: Literatur, Politik, Utopie
12.30 Uhr Diskussion
13.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Podiumsdiskussion
Zur Aktualität von Tucholskys Pazifismus und Militärkritik

Teilnehmer:
Gesine Lötzsch, Bundestagsabgeordnete, Die Linke

Jürgen Rose, Oberstleutnant, Arbeitskreis Darmstädter Signal

Uwe Ziesak, Oberstleutnant, Standortkommando der Bundeswehr, Berlin

Helmut Kramer, Richter am OLG a.D.

Moderation:
Eckart Spoo, Herausgeber der Zweiwochenschrift "Ossietzky"

16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Mitgliederversammlung

1. Rechenschaftsbericht des Vorstandes
2. Kassenbericht der Schatzmeisterin
3. Bericht der Kassenprüfer
4. Entlastung des bisherigen Vorstandes
5. Neuwahl eines Vorstandes
6. Zukunft des Tucholsky-Preises 7. Verschiedenes

Sonntag, 21. Oktober 2007
11.00 Uhr Matinee im Deutschen Theater
Übergabe des Kurt Tucholsky-Preises für literarische Publizistik an Lothar Kusche und Otto Köhler
Inszenierung: Volker Kühn


Referenten

Dagmar Stehring
geboren 1984 in Graz. Seit 2003 Studium der Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz, Abschluss Bakk. phil. Mitarbeit an zahlreichen Theater- und Kulturprojekten in den Bereichen Regie, Dramaturgie, Marketing, und Schauspiel, u.a. als Assistentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Schauspielhaus Graz.

Ursula Blanke-Kießling
geboren 1977, Volljuristin, Promotion bei Prof. Dr. Dr. h.c. Graf Vitzthum in Tübingen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht einschließlich Völkerrecht der Uni Tübingen von 2006 bis 2007.

Daniel Wirsching
geboren 1979, seit 2006 Volontär bei der "Augsburger Allgemeinen Zeitung", Studium der Germanistik, Journalistik und Europäischen Ethnologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Abschluss: Diplom.

Wiglaf Droste
geboren 1961 in Herford/Westfalen lebt unterwegs, in Berlin oder in Leipzig. Droste ist Schriftsteller, Gelegenheitssänger und Vorleser, war Redakteur der "Titanic", kolumnierte zwei Jahrzehnte für die "taz", schrieb in der "FR" über Hörkunst und veröffentlicht heute bevorzugt im Funk (u.a. MDR Figaro, RBB Kultur, SWR, WDR), in "Literaturen", in "Vinum", im Wiener "Standard" und in "junge Welt". Gemeinsam mit dem musischen Sternekoch Vincent Klink gibt er seit 1999 die kulinarische Kampfschrift "Häuptling Eigener Herd" heraus und tritt solo oder mit dem hochcharmanten Essener Jazztrio "Spardosenterzett" oder als Teil des Quartetts "Hearts Four" auf. 2003 wurde ihm der Ben-Witter-Preis, 2005 der Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis zugesprochen.

Wolfram Wette
geboren 1940. Historiker und freier Autor, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie, Promotion 1971 in München, Habilitation 1991 in Freiburg i. Br.; von 1971 bis 1995 Historiker im Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Freiburg i. Br.; seit 1998 Professor für Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.; Mitbegründer und mehrfach Sprecher des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AHF); Beiträge zur für Historische Friedensforschung"; publizistische Tätigkeit in "Die Zeit" u.a.

Ian King
geboren 1949. Dr. phil., Universitätslehrer a.D. in Sheffield und London. Studium in Glasgow/Schottland, Promotion 1977 über Tucholskys politische Entwicklung. Tucholsky-Artikel für die britischen Fachzeitschriften German Life and Letters und Debatte. Mitherausge-ber von Band 3 der Kurt Tucholsky-Gesamtausgabe. Vorträge über Tucholsky in England, Deutschland, Israel und Norwegen.

Reinhold Lütgemeier-Davin
geb. 1951, Studiendirektor in Kassel, Dr. phil., Mitbegründer des Arbeitskreises Historische Friedensforschung, Publikationen zur Geschichte der deutschen Friedensbewegung, zur Rüstungspolitik in der Zwischenkriegszeit, zu historischen Biographien (u. a. Hein Herbers, Lothar Schücking), zu didaktischen und methodischen Fragen des Deutsch- und Geschichtsunterrichts.

Dieter Mayer
geboren 1934. Studium für das höhere Lehramt in Würzburg und München 1954-1959, Gymnasiallehrer seit 1961, Leiter eines Gymnasiums in Aschaffenburg 1982-1996. 1972 Promotion an der Uni Würzburg, Habilitation 1978 an der Universität Mainz, nichtbediensteter Professor in Mainz seit 1978 im Bereich Neue Deutsche Literaturgeschichte. Forschungs- und Publikationsschwerpunkt: Geschichte der deutschen Literatur 1914-1945, Herausgeber und Mitautor zahlreicher Unterrichtswerke im Fach Deutsch des Gymnasiums.

Frank Burkhard Habel
geboren 1953 in Berlin. Diplom-Film- und Fernsehwissenschaftler. Studium an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Tätigkeit im Staatlichen Filmarchiv der DDR. Veröffentlichungen in Zeitungen, Publikation von Filmzeitschriften sowie Büchern über Filme, Stars und Serien.

Tilman Westphalen
geboren 1935. Studium für das höhere Lehramt in Köln (1955-61), Promotion 1963. Prof. für Anglistik und Literaturwissenschaft in Osnabrück (1973-2000). Gründung der Remarque-Gesellschaft (1986) und des heutigen Remarque-Friedenszentrums. Mitbegründer der Zeitschrift "Krieg und Literatur / War and Literature (seit 1989) und des "Erich Maria Remarque-Jahrbuchs/Yearbook.

Olaf Müller
geboren 1968, Studium der Germanistik, Romanistik und Geschichte in Frankfurt am Main, Lyon, Genua und Paris, Promotion in Frankfurt am Main mit einer Arbeit zum pazifistischen Roman in Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg. 2004 Chercheur associé an der Maison des Sciences de l’Homme, Paris; Mitglied des CRID14-18 (Collectif de Recherche International et de Débat sur la Guerre de 1914-1918), zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena.


Erläuterungen

Es gibt wohl kaum einen größeren Protest gegen Militär und Krieg, bei dem nicht ein Plakat mit dem Tucholsky-Diktum "Soldaten sind Mörder" hochgehalten wird. Oder in der juristisch weniger heiklen Variante: "Tucholsky hat Recht". Ein solches Transparent animierte 2003 den damaligen Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) zu der spontanen Replik: "Wenn Tucholsky heute noch leben würde, würde er den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan auch für richtig halten." Hat Struck etwa recht?

Nicht nur dieser Frage will die Kurt Tucholsky-Gesellschaft in ihrer öffentlichen Jahrestagung vom 18. bis 21. Oktober 2007 in Berlin nachgehen. Die Konferenz steht unter dem Motto "Der Krieg ist aber unter allen Umständen tief unsittlich" und widmet sich dem Pazifisten und Antimilitaristen Kurt Tucholsky. Vor dem Hintergrund der Debatte um die Verlängerung der Bundeswehr-Mandate in Afghanistan diskutieren Vertreter von Bundeswehr, Parteien und Friedensorganisationen am Samstag, den 20.10.2007, über die Aktualität von Tucholskys Positionen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), hat die Schirmherrschaft über die Tagung übernommen, die in der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin-Mitte stattfindet.

Im Eröffnungsvortrag am Donnerstagabend gibt der Schriftsteller Wiglaf Droste Auskunft darüber, wie es in der heutigen Zeit möglich ist, als Satiriker antimilitaristisch und pazifistisch zu wirken. In wissenschaftlichen Vorträgen am Freitag gehen die Literaturwissenschaftler Ian King und Dieter Mayer der Frage nach, wie sich Tucholsky zu einem konsequenten Pazifisten entwickelte und wie er seine Positionen den Lesern zu vermitteln versuchte. Der Militärhistoriker Wolfram Wette gibt einen Überblick darüber, wie Reichswehr und Justiz in der Weimarer Republik gegen pazifistische Rüstungskritiker vorgingen. Ergänzt werden diese Erläuterungen durch einen Vortrag des Historikers Reinhold Lütgemeier-Davin über Tucholskys Engagement in den pazifistischen Organisationen der zwanziger Jahre.

Am Samstag stellt der Literaturwissenschaftler Tilman Westphalen die Entwicklung Erich Maria Remarques vom "unpolitischen Schriftsteller" zum "militanten Pazifisten" dar. Als Einstimmung auf dieses Thema dient am Freitagabend die Vorführung die Films "Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone aus dem Jahre 1931 mit einführenden Erläuterungen des Filmwissenschaftlers Frank-Burkhard Habel. Der Romanist Olaf Müller untersucht Tucholskys Verhältnis zu den französischen Pazifisten der Zwischenkriegszeit.

An der abschließenden Podiumsdiskussion nehmen die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch (Die Linke), Oberstleutnant Jürgen Rose vom Arbeitskreis Darmstädter Signal, Oberstleutnant Uwe Ziesak vom Standortkommando der Bundeswehr in Berlin sowie Helmut Kramer, Gründer des Forums Justizgeschichte, teil. Die Moderation übernimmt Eckart Spoo, Herausgeber der Zweiwochenschrift "Ossietzky".

Am Sonntag, den 21. Oktober, wird im Deutschen Theater der diesjährige Tucholsky-Preis für literarische Publizistik an den Satiriker Lothar Kusche und den Journalisten Otto Köhler verliehen. Die Preisreden halten der Schriftsteller Gerhard Zwerenz und die Schauspielerin und Diseuse Gisela May.

Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sowie der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und der Erich Maria Remarque-Gesellschaft statt. Sie wird von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften (ALG) aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt.


Siehe auch:
Homepage der Erich Maria Remarque-Gesellschaft Osnabrück

Homepage der Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen


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