Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.
Genießt der Jüngling ein Vergnügen,
so sei er dankbar und verschwiegen –
ist nicht von Wilhelm Busch.
Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen
steht nicht in Lessings Nathan.
Die Staatsgewalt geht vom Volke aus …
das steht allerdings in der Reichsverfassung.
„Die so schrecklich mißbrauchte Guillotine war eigentlich eine Erfindung der Humanität, da aber die galvanischen Versuche beweisen, daß der Kopf, den die Maschine abschlägt, noch so lange empfindet … , wie wäre es, wenn man sich an die beliebte Elektrizität hielte? Eine Statue der Gerechtigkeit, die ihr Schwert als Konduktor einer geladenen Batterie von dreißig Leydner Flaschen herabsenkte auf den Missetäter, der kaum berührt tot hinstürzte, wie vom rächenden Blitze des Himmels, wäre die humanste Todesart, und für die Zuschauer dennoch vielleicht das größte Abschreckungsmittel.“
Befehl ausgeführt.
Er war aber nur ein konsequenter Vertreter des kapitalistischen Systems.
Ein amerikanischer Milliardär – meine Geschichten spielen alle in vornehmer Gesellschaft – ein amerikanischer Milliardär wurde einst von einem Freunde gefragt: „Wie machen Sie das, Herr Moneymaker: auf jedem Ihrer Empfänge werden Ihnen Hunderte von Leuten vorgestellt, Menschen, die Sie nie vorher gesehn haben. Alle aber unterhalten sich mit Ihnen auf das trefflichste. Wie machen Sie das nur?“ – „Ich habe mir da eine Methode ausgedacht“, sagte der Milliardär. „Ich frage jeden Menschen, der mir vorgestellt wird: Was macht Ihr Leiden -?“
Autorenangabe: Peter Panter
Ersterscheinung: Die Weltbühne, 06.09.1932, Nr. 36, S. 358.
Editionen: Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe. Texte und Briefe. Hrsg. von Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp, Gerhard Kraiker. 22 Bände, Rowohlt Verlag, Reinbek 1996ff., Band 15. Texte 1932 und zu Lebzeiten Ungedrucktes (noch nicht erschienen)
Ders.: Gesammelte Werke in 10 Bänden. Hrsg. von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1975. Band 10, S. 110 ff.