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Ein Peter-Panter-Park für Pankow

 
Logo Peter Panter Park

Ich bin ein großer Sportsfreund.

schrieb Ignaz Wrobel in der Berliner Volkszeitung, 13.06.1920.
Am Peter-Panter-Park hätte er seine Freude gehabt!
Das ist die Vision: Ein Sportpark für Kinder und Erwachsene mit und ohne Behinderungen in Berlin-Pankow. Der Name ist schon gefunden: Peter-Panter-Park. Denn die bisher unnutzbare Grünfläche liegt neben der Kurt-Tucholsky-Oberschule, und die wollte einen passenden Namen.
Damit der Peter-Panter-Park entstehen kann, brauchen der Verein Pfeffersport und die Kurt-Tucholsky-Oberschule (KTO) bis September 15.000 €.
Damit soll als erster Schritt der alte, völlig vernachlässigte Fußballplatz spieltauglich gemacht werden, besonders für Mädchenteams und inklusive Teams. Der alte Sportplatz liegt gleich hinter der KTO, umrahmt von Wohnhäusern. Auch die Nachbarn werden in die Planung und Gestaltung miteinbezogen, hat Marc Schmidt, der Pressesprecher von Pfeffersport, versprochen. Eine Anwohnerin hatte beklagt, dass ihnen keine Informationen im voraus zur Verfügung gestellt wurden. Die Nachbarn stehen dem Projekt aber wohl nicht feindlich gegenüber. Schließlich ist auch für sie ein gepflegter Sportrasen schöner als die eingezäunte Löwenzahn-Wiese, die dort jetzt blüht.
Die KTO hatte schon länger die Idee und den Wunsch, dort einen Sportplatz zu gestalten, und in „Pfeffersport“ ist jetzt ein Partner gefunden, der auch weitere Unterstützer gesucht und z.B. in der Werbeagentur Zappo auch gefunden hat. Die Kollegen von Christhard Landgraf haben ehrenamtlich die Website gestaltet und die Flyer für die Spendenaktion.
Am Sonnabend, den 30. April fand die Auftaktveranstaltung statt mit inklusiven Fussballmatches, Frisbee-Golf, Rollstuhlparcour und einer Diskussionsrunde, an der Vorstandsmitglied Jane Zahn für die Kurt Tucholsky-Gesellschaft teilnahm, aber auch der Schirmherr der Aktion, Rollstuhl-Skater David Lebuser, frisch gebackener Dritter bei der Weltmeisterschaft dieser Sportart in den USA.
In Berlin, so beklagte der junge Sportler, gäbe es zu wenig Möglichkeiten, mit Rollstuhl zu skaten. Das wird allerdings auch im Peter-Panter-Park nicht möglich sein, denn eine Skater-Anlage ist nicht geplant. Aber viele andere Möglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen, sich sportlich zu betätigen. Denn die Spendenaktion soll nur der Auftakt sein für weitere Verbesserungen: Die Laufbahn rund um das Feld muss erneuert werden, der Zugang für Rollstuhlfahrer erleichtert werden usw. Das aber ist nicht mehr ehrenamtlich und als Verein zu leisten, da ist die Kommune gefragt. Rona Tietje, Kandidatin der SPD für das Bezirksbürgermeisteramt, war auf dem Sportfest und zeigte sich begeistert von der Initiative.
Die Rektorin der KTO, Frau Hassel, begrüßte die Initiative ebenfalls. Auch für eine Benefiz-Veranstaltung gemeinsam mit Künstlern der KTG will sie sich einsetzen, diese könnte im September stattfinden zu Beginn des neuen Schuljahres. Im September sollen auch die 15.000 € gesammelt sein, damit der 1. Spatenstich gemacht werden kann. Der Verein Pfeffersport hat etwa 1000 Kinder auf seiner Warteliste, die eine Möglichkeit brauchen, Sport zu treiben.
Die nächste Aktion ist ein Spendenlauf am 14. Juni.
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft hat 500 € bereits gespendet, ruft aber auch ihre Mitglieder und Freunde auf, dieses Projekt ebenfalls mit einer Spende zu unterstützen.
Entweder an die Gesellschaft, die die Summe anschließend gesammelt übergeben wird:

Kurt Tucholsky-Gesellschaft e.V.
Sparkasse Minden-Lübbecke
IBAN DE49 4905 0101 0040 1308 90
SWIFT-BIC: WELADED1MIN
Verwendungszweck: »Peter-Panter-Park«

oder

Online bei betterplace.org
oder

Direkt auf das Konto des Vereins Sportverein Pfefferwerk e.V.
Spendenkonto: DE57 1002 0500 0003 0684 05
Verwendungszweck: Peter-Panter-Park.

Jane Zahn

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An die Botschaft der Republik Frankreich in Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Auftrage der Mitglieder und des Vorstandes der Kurt Tucholsky-Gesellschaft e.V. und im eigenen Namen versichere ich Ihnen, den französischen Satirikern und Publizisten, unseren französischen Vereinsmitgliedern und dem ganzen französischen Volk unseren Abscheu gegenüber den mörderischen Anschlägen auf französische Karikaturisten.
Wir solidarisieren uns im Sinne unseres Namensgebers mit den mutigen Darstellern kritikwürdiger gesellschaftlicher Erscheinungen in Wort und Bild und stehen an ihrer Seite.
Mit den Angehörigen der Opfer teilen wir die tiefe Trauer und den heißen Grimm.
Unsere Veranstaltungen zum heutigen 125. Geburtstag Kurt Tucholskys werden von den tragischen Ereignissen in der französischen Hauptstadt überschattet. Wir werden dazu Stellung nehmen.
Die Geschehnisse erinnern uns jedoch in besonderem Maße daran, dass sich Tucholsky Frankreich und Paris besonders verbunden fühlte, in den 20er Jahren engagiert als Korrespondent in Ihrer Hauptstadt tätig war und sich im Park Monceau vom Streß seiner journalistischen Tätigkeit erholte.
Kurt Tucholsky war es auch, der sich einst wie folgt zur Satire äusserte:

Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.

Wir wünschen Ihnen für das Jahr 2015 trotz allem weiterhin Gesundheit, Mut und Erfolg.
Im Auftrage und im Namen der Mitglieder und des Vorstandes der Kurt Tucholsky-Gesellschaft e.V.
Dr. Wolfgang Helfritsch
Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft a.D. und Ehrenmitglied
Das Schreiben als pdf herunterladen.

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»Die Zeit schreit nach Satire« – Zum Mordanschlag auf die Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« in Paris

Die Würde muss es sich gefallen lassen, daß sie manchmal am Bart gezupft wird.

schrieb Kurt Tucholsky, dessen 125. Geburtstag wir dieser Tage begehen, im Jahr 1924. Die Festveranstaltungen zu diesem Anlass sind überschattet von der Anschlagserie in Frankreich, die mit dem feigen und hinterhältigen Mordanschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris begann.
Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen, Freunden und Trauernden.
Dieser Anschlag berührt uns in besonderer Weise. Kurt Tucholsky war und ist einer der wichtigsten und bedeutendsten Satiriker deutscher Sprache. Sein Diktum Was darf Satire? Alles! wurde nicht zufällig in den letzten Tagen besonders häufig zitiert.
Tucholsky lebte viele Jahre als Korrespondent in Paris, hier ruhte er von seinem Vaterlande aus. Seine Pariser Zeit gehört zu seinen wichtigsten Schaffensperioden, zu Frankreich hatte er stets eine besondere Verbindung. Und schließlich hat auch die Kurt Tucholsky-Gesellschaft selbst Mitglieder in Frankreich und tagte zum 20jährigen Jubiläum 2008 in Paris.
Wir können und wollen also zu diesem infamen Anschlag, der nicht allein einer Zeitschrift, sondern der Idee der Meinungsfreiheit selbst gilt, nicht schweigen.
Die Möglichkeit, ungehindert und offen gesellschaftliche Zustände karikieren zu können, ist ein wesentliches Merkmal einer offenen, einer freien Gesellschaft. Der Spielraum, den Satire dabei hat, kann geradezu als Indikator dafür gelten, wie frei und offen eine Gesellschaft ist.
Eine freie und offene Gesellschaft aber ist naturgemäß verletzlich. Sie ist es jedoch weit weniger durch fanatisierte Kämpfer für eine Ideologie jeglicher Couleur, sie ist es weit mehr durch Angst.
Es ist die Angst, die montags Menschen auf die Straßen treibt, um gegen ein Phantom zu demonstrieren. Es ist die Angst, die die Politiker jetzt zusammeneilen lässt, um Maßnahmen zu ergreifen. Es ist die Angst, die dazu führt, dass im Namen der Freiheit die Freiheit erwürgt wird.
Lassen wir uns nicht von der Angst überwältigen, begegnen wir dem Terror so, wie er es verdient hat: Lachen wir ihm ins Gesicht. Genau so, wie es Satiriker und Karikaturisten aus der ganzen Welt in den letzten Tagen eindrucksvoll gezeigt haben. Nur, wenn wir es zulassen, dass wir aus Angst zu einer unfreien, verschlossenen Gesellschaft werden, nur dann wird der Terror gewinnen. Ursache für diesen Terror sind nicht Karikaturen und ist nicht der Glaube an Allah (was sich schon allein daran zeigt, dass es ein Polizist muslimischen Glaubens war, der sich den Attentätern entgegenstellte und dafür mit dem Leben bezahlte).
Es hört sich gewiss ein wenig schwülstig an, aber ich bevorzuge stehend zu sterben, anstatt auf Knien zu leben. (Stéphane Charbonnier)
Wenn wir als Gesellschaft unsere Solidarität mit den Opfern ernst meinen, dann sollten wir nicht nur Charbs Mut bewundern und unsere Profilbilder in sämtlichen sozialen Medien ändern, dann müssen wir jetzt, hier und heute aufstehen und uns den Feinden einer offenen und freien Gesell-schaft entgegenstellen, mögen sie kommen, woher sie wollen.
Und dafür gibt es nur eine wirksame Waffe: Gelassenheit. Wer jetzt mit Panik reagiert, wer jetzt Bürgerfreiheiten einschränkt, wer jetzt meint, Flüchtlingen ihre Menschenrechte abzuerkennen, würde unsere Probleme lösen, der spielt das Spiel des Terrors mit. Der schaufelt das Grab der Offenheit, der Freiheit, der Demokratie. Lassen wir das nicht zu.

Der Vorstand der Kurt Tucholsky-Gesellschaft.

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