Kategorien
Blog Uncategorized

Über das Tucholsky-Stück: „Gegen einen Ozean pfeift man nicht an“

Dieses “szenisch-musikalische Portrait“ über unseren Namensgeber gehört seit gut einem Jahr zum Repertoire im Berliner Theater im Palais (TiP). Die nächsten Vorstellungen sind am 6.9.2025, am 3.10.2025 und am 15.11.2025 jeweils um 19.30Uhr

Im Stück werden Szenen dargestellt und Briefe und Zeitungstexte verlesen. Und, wie angekündigt, spielt die Musik eine große Rolle. Jürgen Beyer, Pianist und musikalischer Leiter, gestaltet Übergänge, etwa, vom Text zum nächsten Lied, vom Lied zur nächsten Szene. Manchmal erzeugt er durch die Musik eine spezifische Atmosphäre, einige Vorgänge und Ereignisse werden deutlich betont.

Darüber hinaus begleitet er zahlreiche, von Stefanie Dietrich und Carl Martin Spengler gesungene Tucholsky-Chansons. Drei Liedkompositionen trug er selbst bei. Bei so viel Musik verwundert es nicht, wenn man mehr wissen möchte, z. B. über die Lieder. Wie sind sie entstanden und wer sind ihre Komponisten?

Die meisten Lied-Texte dieses Programms stammen aus den Jahren zwischen 1919 – 1931. Ein Teil von ihnen wurde unter direkter Mitwirkung von Tucholsky zu Chansons, denn er arbeitete eng mit den Musikern und Diseusen verschiedener Kleinkunstbühnen zusammen, u.a. mit Gussy Holl, Trude Hesterberg, Claire Waldorf, Kate Kühl und Rosa Valetti. 

Viele Texte von Tucholsky wurden jedoch sehr viel später, lange nach seinem Tod vertont. Immer wieder gab und gibt es Musiker, die sich mit seinen Gedichten beschäftig(t)en und sie zu Liedern komponier(t)en.

Eine Auswahl der Chansons aus dem Programm „Gegen einen Ozean pfeift man nicht an“ mit einigen Hintergrundinformationen:

„Stoßseufzer einer Dame in bewegter Nacht“                   

Besagte Dame verbringt schlaflose Stunden neben ihrem Mann, den sie als “alten Affen“ tituliert. Im Gegensatz zu ihr schläft der Alte „immer gleich“ ein. In ihren einstigen Erwartungen enttäuscht, stellt sie fest, dass sich im Laufe der Jahre die Machtansprüche im gemeinsamen Bett eindeutig zu ihren Ungunsten verschoben haben. Er beansprucht alles für sich, den Platz, die Bettdecke, usw.   Mit den Beinen kommen sie sich auch ständig ins Gehege. Das wird im Lied durch den gesprochenen Refrain ausgedrückt. „Sind das meine Beine oder sind das deine Beine oder …“

Tucholsky war selbst ein guter Klavierspieler. So manches Chanson entstand, indem er am Klavier Texte und musikalische Einfälle zusammenfügte. Bei diesem Lied schuf er den Text und die Melodie, zumindest ist in dem von Mary Gerold-Tucholsky und Hans Georg Heepe herausgegebenen Kurt-Tucholsky-Chanson-Buch (1983) Theobald Tiger als Liedkomponist angegeben. Dennoch erscheinen die Angaben über die Entstehungsgeschichte dieses Liedes etwas widersprüchlich. Einerseits soll es entstanden sein, als Tucholsky noch mit Lisa Mathias liiert war – sie trennten sich1931. In der Gesamtausgabe erscheint es erst später, nämlich 1932/33. Etwas irritierend ist auch, dass bei Wikipedia Friedrich Hollaender als Komponist angegeben wird. Ob er derjenige war, der die Klavierbegleitung dazu geschrieben hat?

„Wenn der alte Motor wieder tackt“

In diesem Stück wird vom Leben in den unsicheren, schwierigen Zeiten der Nachkriegswirren erzählt, sowie von denen, die Profiteure oder Verlierer nach dem1.Weltkrieg waren. Trotzdem wird im Lied vermittelt, dass die Menschen nicht die Zuversicht verlieren sollten.

Friedrich Hollaender war der Komponist dieses Chansons. Es entstand aus Anlass der Wieder- Eröffnung der von Max Reinhardt initiierten Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“ im Dez.1919, also nur kurz nach Ende des ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch des Kaiserreiches. Der Berliner Schauspieler und Komiker Paul Graetz trug das Chanson in dem für ihn sehr typischen, rhythmischen Sprechgesang vor. Bei seiner Vortragsweise war die Melodie des Chansons „nur“ aus der Begleitmusik herauszuhören. Bereits in einer Schallplatten- Aufnahme von 1920 bei Odeon ist das von Paul Graetz vorwiegend gesprochene Lied zu hören.

Im „Theater im Palais“ wurde die uns vertraute Vortragsweise, Gesang (C. M. Spengler) mit Klavierbegleitung, verwendet mit deutlich erkennbarer Melodie. Friedrich Hollaender war ein Pianist und Komponist, mit dem Tucholsky besonders gern zusammenarbeitet haben soll.

“ Fang nie was mit Verwandtschaft an“ aus der Revue „Bitte zahlen“ von 1921

Dieser Schlager mit Kultstatus beschreibt die Gesetzmäßigkeiten, denen jedes Familienmitglied unentrinnbar ausgesetzt ist. Dasselbe trifft auf die Mitglieder der erweiterten Familie zu, die sich dann „Verwandtschaft“ nennt. Tucholsky spottete auch über seine eigene Familie, in dem er über das Chanson schrieb: „Zur Erinnerung an die Sonntage meiner Jugend“ Die Musik komponierte Rudolf Nelson, Pianist, Komponist und Intendant in einer Person. Tucholsky gehörte zu denen, die Rudolf Nelson für seine graziösen Klavierbegleitungen bewundert haben sollen.

Lucindy – Lied fürs Grammophon- von Januar 1929

Ein Mann besingt seine ferne Geliebte mit träumerischen, aber gleichzeitig melancholischen Gefühlen. Er kommt zu dem Schluss, es lieber bei dem Flirt zu belassen und weiter zu träumen. „Vielleicht ist das das Glück.“

„O, Lucindy“ war ursprünglich auf einer Schlagerplatte von den Revellers, einer amerikanischen Gesangsgruppe, zu hören. Es war der neue, rhythmische Gesangsstil, weshalb diese Gruppe zur damaligen Zeit so besonders war und vermutlich auch Tucholsky begeisterte. Dies veranlasste ihn, 1929 einen neuen Text: „ Lucindy, Lied fürs Grammophon“ in der Weltbühne zu veröffentlichen.  Der Musiker Allan Gray, der bereits als Filmkomponist in Berlin bekannt war, fand Gefallen an dem Text und machte einen swingenden Song daraus. Er merkte dazu an: „Das Stück ist etwa im Stil der Revellerplatte vorzutragen, rhythmisch sehr elastisch, ziemlich ironisch im Ausdruck“. Nebenbei waren die Revellers das musikalische Vorbild für die berühmten Comedian Harmonists.

Das Lied „Lucindy, Lied fürs Grammophon“ erschien wenige Jahre später im Musikverlag „City“ in Leipzig. Es wurde aufgenommen von der Deutschen Grammophon Gesellschaft (DGG) mit dem Schauspieler Curt Bois.

In dem Tucholsky-Programm im TiP wird dieses Lied zweimal gebracht, einmal im Stück und später als schwungvolle Zugabe oder als freundlicher Rausschmeißer. 

Parc Monceau (Text von 1924 /Musik von Jürgen Beyer)

Der Text zum Lied „Parc Monceau“ entstand, als Tucholsky 1924 Korrespondent für die Weltbühne in Paris geworden war. Es werden beschauliche, fast belanglose Szenen, die sich im Parc Monceau abspielen, beschrieben. Tucholsky lässt sie unbeschwert auf sich einwirken,  hier kann er sich endlich „von seinem Vaterlande ausruhen.“ In diesem Theaterstück hat Jürgen Beyer, der musikalische Leiter, die Musik zu „Parc Monceau“ geschrieben. Im Gespräch machte Beyer deutlich, dass eine Liedkomposition seiner Meinung nach ein Ausbalancieren von Text und Musik ist und dass die Musik eine Entsprechung zum Text ausdrücken sollte. Im Fall von „Parc Monceau“ war es ihm wichtig, dem Lied etwas „Pariser Flair“ zu verleihen.

Das kongeniale Duo Hanns Eisler und Ernst Busch

In den späten zwanziger Jahren entstanden einige Tucholsky-Vertonungen von Hanns Eisler. Ob sich der Text-Autor und der Komponist persönlich begegnet sind, ist sehr fraglich, denn Eisler lebte erst seit Ende 1925 in Berlin. In dieser Zeit kam Tucholsky nur noch sporadisch in seine Geburtsstadt.

1928 entstand das erste von Eisler komponierte Tucholsky-Lied (Bürgerliche Wohltat). In ihm klangen bereits Stilelemente des Kampfliedes an. Entscheidenden Einfluss auf weitere Vertonungen unseres Namensgebers hatte der Sänger und Schauspieler Ernst Busch.

Vieles ist über die Persönlichkeiten Ernst Busch und Hanns Eisler, über ihren Umgang und ihre Freundschaft bekannt geworden. Einige Liedkompositionen entstanden in direkter Zusammenarbeit, wie Ernst Busch es auf humorvolle Weise, z.B. bei dem Anna-Louise-Lied („Wenn die Igel in der Abendstunde“) beschrieben hat. „Ich brauchte ein neues Lied für das Kabarett. Und ich hatte das Anna-Louise-Lied von Tucholsky gehört. Eine Frau sang damals eine ziemlich triste Melodie. Ich war der Meinung, das ist kein Lied für eine Frau, das muss ein Mann singen. Ich gehe also mit dem Text zu Eisler und bitte ihn um eine neue Melodie. ‚ Nein, das mache ich nicht! Ich mache nur seriöse Sachen.‘ (…) Aber ich brauchte unbedingt ein neues Lied und legte ihm 50 Mark auf den Tisch. ‚Wie willst du es denn haben?‘ fragte er. Ich sprach ihm vor, und da saß er schon am Klavier und spielte weiter.“ (zitiert nach Hoffmann /Siebert, Ernst Busch). Es muss etwa im Jahr 1930 gewesen sein, dass er in Werner Fincks „Katakombe“ sang und dort auch von Eisler auf dem Klavier begleitet wurde.

Wie von dem Schriftsteller Stephan Hermlin im Nachhinein beschrieben, traten die beiden ebenso auf politischen Veranstaltungen auf, wo sie Lieder von Brecht und Weinert vortrugen, aber auch das Lied von der Wohltätigkeit von Tucholsky. Dabei feuerte die klassenbewusste Arbeiterschaft das Busch-Eisler-Duo an, indem auf Zuruf gefordert wurde, welches Lied die beiden als nächstes vorzutragen hätten. Hierzu schrieb Stephan Hermlin (erstmals) abgedruckt in einem Nachwort in Hans Bunge, Fragen Sie mehr über Brecht. Im Gespräch mit Hanns Eisler, München 1970): „Ich weiß noch, dass ich mit einer Art von Entsetzen bemerkte, dass Eisler manchmal mit der geballten Faust auf die Tasten schlug. Zugleich belustigte mich meine eigene Empörung. Ich klatschte und schrie genauso wie die anderen Zuhörer, obwohl ich es bis dahin nicht für möglich gehalten hatte, dass man auf diese Weise Klavier spielen konnte.“

Es gibt vier frühe Liedkompositionen von Hanns Eisler, die in den Jahren (1928 – ca 1931) entstanden sind. Das Gros, 37 Lieder, vertonte Eisler erst in den Jahren zwischen 1956 und 1961.  Ernst Busch war es, der Eisler immer wieder zu neuen Liedkompositionen anregte und sie dann auf Schallplatte brachte.

Im Theater-Stück im TiP sind fünf Lieder von Eisler zu hören: „Der Graben“, „Wenn die Igel in der Abendstunde“, „Das Lied vom Kompromiss“ und „Ideal und Wirklichkeit“, nach Texten von   Theobald Tiger und „Rosen auf den Weg gestreut“, nach einem Text von Ignatz Wrobel.

Weitere Komponisten von Tucholsky-Texten

Auch andere, später entstandene Tucholsky-Lieder kommen im Programm vor, deren Komponisten in der Nachkriegszeit und zu Zeiten der deutschen Teilung ihre Haupt- Schaffenszeit hatten, u.a. Hans Herbert Winkel, Bernhard Eichhorn und Olaf Bienert. Sie waren Dirigenten, Pianisten und Komponisten an Theatern und/oder an verschiedenen Rundfunkanstalten. Sie komponierten Bühnen- und Filmmusiken, und arbeiteten für den Hörfunk und/oder für Fernseh-Kabaretts. Außerdem vertonten sie Gedichte von Kästner, Ringelnatz, Brecht, Tucholsky und anderen.

Einer von ihnen war Henry Krtschil (1932 – 2020), der die Musik schrieb zum Lied: „Wenn eener      dot is, kriste n Schreck. Denn denkste: Ick bin da, un der is weg.“, auch im TiP-Programm zu hören. Henry Krtschil war an verschiedenen Theatern als Musiker beschäftigt, u.a. am Berliner Ensemble und an der Volksbühne. Er arbeitete lange mit der Schauspielerin Gisela May zusammen und war Mitbegründer des Theaters i. Palais (1991). Gisela May war langjähriges Mitglied der KT-G und Ehrenmitglied.

Christiane Nerger-Rausch

Bildquellen:
Plakat zur Revue „Bitte Zahlen“ aus: Kurt Tucholsky Chanson Buch, Hrsg: Mary Gerlod-Tucholsky, Hans Georg Heepe, Rowohlt-Verlag 1983, Seite 63
Zeichnung von Emil Stumpp „Ernst Busch in der Katakombe….“ aus: Kurt Tucholsky Chanson Buch, Hrsg: Mary Gerlod-Tucholsky, Hans Georg Heepe, Rowohlt-Verlag 1983, Seite 347
Zeichnung von Gustav Seitz, Hanns Eisler am Klavier, aus: Eisler – Eine Biographie in Texten, Bildern und Dokumenten, Jürgen Schebera, Schott-Verlag, 1998, Seite 69

Kategorien
Blog

Ein Date mit Tucholsky

Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-King-Schule Herne und der Willy-Brandt Gesamtschule in Marl haben im Oberstufenkurs Musik unter der Leitung von Katrin Block-Koloß Tucholsky-Texte ausgewählt, zu einer Theater-Revue zusammengestellt und drei Monate geprobt. Katrin Block-Koloß vertonte dafür eigens das „Abendlied“ von Tucholsky neu.

Die Schülergruppe präsentierte die Revue unter dem Motto „Ein Date mit Tucholsky – Sie sehen heute wieder glänzend aus“ am 29.11.2024 in Herne und am 3.12.2024 in Marl. Die beiden fulminanten Auftritte sorgten für Begeisterung im Publikum. Ein besonderes Highlight war die bewegende Rezitation des pazifistischen Tucholsky-Gedichtes „Drei Minuten Gehör“. Applaus, also das „Brot des Künstlers“ gab es reichlich.

Joe Fass vom Vorstand der Kurt Tucholsky-Gesellschaft orientierte sich in seinem launigen einleitenden Vortrag am Titel der Veranstaltung und belegte mit kleinen Texten die Aktualität und Zeitlosigkeit Tucholskys.

Zum Schluss zitierte er aus einer Internetrecherche mit Hilfe von ChatGPT: „In einer Zeit, in der Populismus und autoritäre Tendenzen wieder zunehmen… (bleiben) seine Texte eine Mahnung, sich für die Werte von Demokratie und Freiheit einzusetzen und sich gegen Ungerechtigkeiten zu erheben.“ Die sehr gelungene Veranstaltungsreihe hatte das KTG-Mitglied Heinz Drenseck aus Herne mit Unterstützung der Volkshochschule Herne und der AWO Herne initiiert.

Kategorien
Blog

Trauer um Ehrenvorsitzenden Ian King

Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft trauert um ihren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Ian King

In memoriam Dr. Ian King (1949-2023)

Obwohl wir schon lange von Ian Kings Krebserkrankung wussten, waren wir doch sehr erschüttert, als uns sein langjähriger Freund und Kollege Stuart Parkes die Nachricht zukommen ließ, dass unser Ehrenvorsitzender am Dienstag, dem 19. September, erlöst wurde. Bis zuletzt waren Tucholsky-Freunde und auch ich persönlich mit ihm in London durch Telefon und die digitalen Medien in Kontakt. Er war immer zuversichtlich, was sich erst wenige Tage vor dem Tod änderte. Dann hatte er erkannt, dass ihm nur blieb, loslassen zu können. Ian (der eigentlich William hieß und schottischer Eisenbahnersohn war) hatte davon geträumt, die Fußball-EM im kommenden Sommer noch zu verfolgen, oder zumindest bei unserer Jahrestagung im Oktober, für deren Thema „Ist Tucholskys Verständnis von Pazifismus heute noch aktuell?!“ er intensiv geworben hatte, mitzuerleben. Letztlich war er aber doch erleichtert, dass er mir seinen Vortragstext für die Jahrestagung im Oktober geschickt hatte. Er war sich nicht mehr sicher, ob er ihn (zugeschaltet aus London) hätte halten können.

Ian King gehörte als britischer Germanist vor 35 Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Kurt Tucholsky-Gesellschaft, und er war einer der letzten in unserem Kreis, der auch Mary Gerold-Tucholsky noch kennengelernt hatte. Er leistete lange Jahre Vorstandsarbeit und war unser geschätzter und fachlich anerkannter Vorsitzender mit besonders langer Amtszeit, ehe er sich vor zwei Jahren mit 72 in die Ehrenmitgliedschaft verabschiedete. Auch dieses neue Amt nahm er ernst und mischte sich (nicht immer zur Freude aller Vorstandsmitglieder) streitbar ein. Nicht vergessen werden kann, dass er immer wieder für Vorträge über Tucholsky und sein literarisches und politisches Umfeld von London aus nach Deutschland reiste und besonders mit Jüngeren leidenschaftlich diskutierte.

Mir war Ian ein guter Freund, und ein Vorbild!

Frank-Burkhard Habel, Erster Vorsitzender

Ians Freunde haben eine Gedenkseite mit umfangreichen Würdigungen seines Lebens für ihn eingerichtet.

Nachdem sein Tod bekannt wurde durch einen Nachruf der Tageszeitung nd.der Tag (Neues Deutschland), für die er mehr als drei Jahrzehnte lang bis Anfang September 2023 meist ironisch gefärbte politische Berichte geliefert hatte, kamen erste Erinnerungen von Weggefährten aus der KTG, aus denen wir nachfolgend zitieren:

„Bei seinen Besuchen in Duisburg lernten wir Ian nicht nur als Tucholsky-Experten kennen. Wir entdeckten in ihm auch den Deutschlandkenner, der mehr von unserer Heimat erzählen konnte als mancher Einheimischer wusste. Wer kennt schon die preußische Schnellzuglok P8? Bei einem Besuch im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen kam heraus, dass Ian auch Experte in historischen Eisenbahnen war.
Ian war aber vor allem eines für uns: Ein guter Freund, der uns mit seinem Humor immer zum Lachen brachte, nicht sonderlich viel Wert auf Konventionen legte, sich aber im Einzelfall von unseren Damen in Fragen des Outfits final beraten ließ.“ Klaus Becker, Duisburg

„Ich bin Ian vor über 30 Jahren in der noch jungen KTG begegnet, Er war ein eifriger Mitschreiber und ich habe ihn in seiner Zweisprachigkeit, seinen Tucholsky-Kenntnissen, seiner Meinungs-Stärke sehr bewundert. Dass ich dem sparsamen Schotten später im gemeinsam agierenden Vorstand mit meinen Ideen in die Quere kam, hat unsere Freundschaft, die auf gegenseitiger Achtung basierte, keinen Abbruch getan. Gern hätte ich ihn noch einmal wieder gesehen. Das hat nicht sollen sein und auch das macht mich sehr traurig.“ Renate Boekenkamp, St. Georgen

„Er war ein Typ für sich, hatte viel Humor und Lebenslust und wollte noch so gerne HIER bleiben. Ja, Ian war auch für die Tuchogesellschaft wichtig, er hat uns Tucho nicht vergessen lassen, so auch Mary Tucho.“ Brigitte Kellner, München

„Das ist ein heftiger Schlag ins Kontor! Ich habe Ian zuletzt immer ermunternd geschrieben, seine Ironie überzeugte bestechend. Er war immer eine Freude, auch daß er manch anderen keine war. Wir wollen in seinem Sinne sein.“ Olaf Walther, Hamburg

Sein scharfer Verstand, seine Leidenschaft für Kurt Tucholsky und die Kurt-Tucholsky-Gesellschaft werden uns fehlen.

Wir lassen ihn aber nicht ohne Tucholsky gehen:
„Wie wird die schwarzgestrichne Kiste groß!
Ich schweige tief.
Und bin mich endlich los.“

Kategorien
Blog Uncategorized

Satire-MAß 1 Tucholsky

Gedicht von Hansgeorg Stengel gefunden von Wolfgang Helfritsch

Wie heißt die Maßeinheit für die Satire?

Wie misst man ihren Wert und ihr Gewicht?                           

Ein solches Maß, Satire-Kanoniere,

das gibt es, leider, offiziell noch nicht!

Drum drängt es mich, Tucholsky vorzuschlagen,

als Optimum satirischer Potenz.                                      

Ein Zehntel Tucho wäre sozusagen

der Paukenschlag des schreibenden Talents.

Kategorien
Blog

Sorry für den Ton, aber der Witz sollte keine Pointe haben

Versöhnliche Schlussbemerkung von Ian King an Roland Voggenauer

Meine Antwort auf Ihren Versuch, den Witz zu Ende zu erzählen, ist im Ton etwas schroff ausgefallen. Das tut mir inzwischen leid und ich bitte um Entschuldigung, von einem Tucholsky-Verehrer zum anderen. Ihre Schlusspointe ist nicht schlecht!

In der Sache bleibe ich jedoch skeptisch, ob man heute Tucholskys Werke novellieren sollt.  Schließlich hat KT gerade durch den nichterzählten Witz das Ehepaar und deren Verhältnis des Einander-Ins-Wort-Fallens und der daraus resultierenden Nicht-Kommunikation besser charakterisiert als mit jedem Witz, auch einem gelungenen wie dem Ihren. Vergleichen Sie das mit seinem Schnipsel: „Wie reden die Menschen? – Aneinander vorbei.“ Auch das Paket in Rheinsberg ist relevant, finde ich; es ist egal, was drin steckt. Ihnen ist es um den Witz gegangen, das ist eine berechtigte Sicht; mir geht es um die (tieferliegende?) Nicht-Kommunikation, was vielleicht etwas trauriger ausfällt.

Aber damit hätte ich sie nicht kränken sollen…

Mit freundlichen Grüßen aus Süd-London,

Ihr Ian King. 

Kategorien
Blog

Der Witz den das Ehepaar – vielleicht – erzählen wollte

von Roland Voggenauer

Ein Wanderer verirrt sich im Gebirge und wird vom Gewitter überrascht.

Es wird dunkel, er irrt so durch die Nacht, und da sieht er plötzlich ein Licht, geht gerade drauf zu und kommt zu einer Hütte. Er klopft an, die Tür wird ihm geöffnet und er tritt triefend nass ein.

In der Hütte wohnt ein Bauer und eine Bauersfrau. Der Bauer ist alt, und sie ist jung und hübsch.

Der Wanderer hat Hunger, und der Bauer sagt, er könne etwas Käse und Milch haben. Sie hätten zwar auch noch eine Konservendose Rindfleisch, aber die bräuchten sie bis zum nächsten Markttag.

Also isst der Wanderer den Käse und trinkt die Milch, und der Bauer stellt die Konservendose wieder ins Regal.

Als er gegessen hat, sagt die junge Bauersfrau, das Gewitter ginge so schnell nicht vorüber, und dass er in der Hütte übernachten könne. Sie hätten zwar nur ein Bett, aber das könnten sie sich ausnahmsweise auch zu dritt teilen.

Der Alte willigt ein, besteht aber darauf, in der Mitte zu liegen.

In der Nacht tobt das Gewitter. Der Bauer wacht auf, stupst den Wanderer an und sagt, er liege außen, er solle aufstehen und draußen nachsehen, ob die Stalltür auch zu sei. Also steht der Wanderer auf, geht raus, überprüft die Stalltür, kommt zurück und legt sich wieder hin.

Das Gewitter wird schlimmer. Der Bauer wacht wieder auf, stupst diesmal seine Frau an. Sie liege außen, sie solle nach der Ziege schauen. Der Wanderer hätte sicher etwas falsch gemacht, und wenn die Ziege davon liefe, dann hätten sie morgen keine Milch. Also steht die Bäuerin auf, schaut nach der Ziege und kommt zurück. Die beiden Männer schlafen, und sie legt sich kurzerhand neben den jungen Wanderer.

Das Gewitter lässt nicht nach. Wieder wacht der Bauer auf, merkt, dass er jetzt außen liegt und steht auf, um nach der Ziege im Stall zu schauen.

Als er draußen ist, stupst die junge Frau den Wanderer an und sagt, jetzt wäre doch so eine Gelegenheit.

„Genau“, sagt der junge Mann, springt aus dem Bett, kommt kurz darauf zurück mit der Konservendose in der Hand und fragt die junge Bauersfrau: „Wo ist der Dosenöffner?“

Kategorien
Blog

Ein Ehepaar erzählt (k)einen Witz

Anmerkung unseres Ehrenvorsitzenden Ian King

Mit Verlaub: Der Witz dieses Tucholsky-Feuilletons besteht gerade darin, dass das Ehepaar nicht imstande ist, den Witz zu Ende zu erzählen, sondern sich dauernd ins Wort fällt und der anwesende Peter Panter damit nichts anfangen kann. Es geht vor allem um die Beziehung zwischen den Eheleuten, nicht um die Frage, wie die Geschichte ausgeht – sie geht eben nicht aus, und das ist die Pointe.

Schon 1912 benutzt Tucholsky am Schluss von Rheinsberg die gleiche Masche: Die Leser erfahren genauso wenig wie Claire, was in dem Paket drin ist. Und auch hier macht es uns nichts aus – oder sollte uns nichts ausmachen. Claire und Wölfchen sind verliebt und damit basta. Bei allem Respekt bin ich gegen Versuche, Tucholskys Werk zu “verbessern”.

Kategorien
Blog

Das hat der Mann zur Bauersfrau gesagt

Vorschlag von Joe Faß

„Also, wenn Sie mich so anstupsen, dann ist mir als sei ich doch in den Alpen gelandet. Da ist mir mal eine Geschichte passiert, das glauben Sie nicht. Da stupste mich irgendwo in Hintertupfingen in einem Gasthaus so eine bayrische Dorfschönheit an und sagt zu mir: 

Wissens wos, jetzt wär da so a Gelegenheit. –

Sie bemühte sich annähernd hochdeutsch zu sprechen. Ich guck die Dame irritiert an und Sie sagt: 

Wir sind schließlich ein Gasthaus, ein Zimmer ist noch frei. Schlüssel hängt da hinter der Theke. 

Glauben Sie mir, da hätte ich doch fast falsche Schlüsse gezogen. Und nun stupsen Sie mich an und ich frage mich, wie das wohl in den Dolomiten ist…? Wie gehen junge Frauen hier mit Wanderern um, die neben ihnen im Bett liegen und wo gerade der eigene Mann nicht zur Hand ist?“

Und dann drehte sich der Mann zu der jungen Frau hin und schaute sie erwartungsvoll an. Da war sie eingeschlafen. Und da hatte der Wanderer gelernt, dass Mann dolomitischen Frauen nicht mit Alpen-Geschichten kommen darf.

Kategorien
Blog Uncategorized

Was hat der Mann zu der jungen Bauersfrau gesagt?

Brief von Roland Voggenauer an die KTG mit einer wichtigen Frage

Liebe Freunde der Tucholsky Gesellschaft,

Sie alle kennen sicher die Geschichte, in der ein Ehepaar Herrn Panter einen Witz erzählt, bzw. dies versucht, dabei jedoch kläglich scheitert, schließlich türschlagend auseinander geht und den armen Herrn Panter mit der Frage sitzen lässt, was die Pointe des Witzes gewesen sei.

Trotz – oder grade wegen – der Unvollständigkeit des Witzes wird diese wundervolle Geschichte natürlich zu einem runden Ganzen und soll selbstverständlich genau so stehen bleiben.

Dennoch habe ich mir schon vor vielen Jahren beim ersten Lesen die gleiche Frage wie Herr Panter gestellt, ohne daß ich jedoch jemals von selbst auf eine Antwort gekommen wäre. Diese Frage ist immer wieder einmal zu mir zurückgekehrt, so daß ich irgendwann eine – zugegebenermaßen einschlägige – Recherche gestartet habe.

Gefunden habe ich: Nichts!

Auch meine direkte Nachfrage bei dieser Gesellschaft hat selbst unter Hinzuziehung des Ehrenvorsitzenden zu keinem positiven Ergebnis geführt, d.h. diese Frage, die ja schließlich kein Geringerer als Herr Panter selber stellt, scheint bislang keine Antwort gefunden zu haben.

Deswegen habe ich mich gefragt, ob es evtl. sinnvoll sei, die Frage einem informierten Fachpublikum vorzulegen – was ich in der Leserschaft dieses Blogs erwarten würde – denn ich bin sicher, es gibt potentielle Antworten. Ob die letztendlich dem entsprechen, was Tucholsky selber im Sinn hatte, muss dabei natürlich nebensächlich bleiben, denn in seiner Geschichte ist der Witz schließlich ein reines Mittel zum Zweck.

Mir selbst ist während der diesjährigen Ostertage ein Lösungsvorschlag in den Schoß gefallen; wahrlich kein Schenkelklopfer, aber er funktioniert leidlich und ist konsistent zu den Dialogen in Tucholskys Geschichte.

Diesen würde ich an dieser Stelle selbstverständlich auch „zum Besten geben“, allerdings würde ich ihn vorläufig zurückhalten, bis sich auch andere aus der Deckung wagen, zumindest bezüglich der Sinnhaftigkeit dieses Unterfanges.

Von daher frage ich mit Herrn Panter in die Runde:

Was hat der Mann zu der jungen Bauersfrau gesagt?

Kategorien
Blog

So wäre es, wenn …

Frank-Burkhard Habel (nach Ignaz Wrobel)

Schlagzeile in ›BILD‹. Kommt die Impfpflicht? –

Wie wir erfahren, ist soeben im Bundesjustizministerium ein Referentenentwurf fertiggestellt worden, der sich mit der Einführung der Impfpflicht befasst.

Alle Morgenjournale. Die von einer Boulevardzeitung verbreitete Meldung von der Wiedereinführung der Impfpflicht ist falsch. Im Bundesjustizministerium haben allerdings Erwägungen geschwebt über eine gewisse, natürlich partielle und nur für ganz bestimmte wenige Einzelfälle zu verhängende Form körperlicher Eingriffe; doch haben sich diese Erwägungen zu einem Referentenentwurf, wie das betreffende Blatt behauptet, noch nicht verdichtet.

14 Stunden Pause

Die Nachtjournale. Die Impfpflicht ist da! – Der stechende Minister! – Würden Sie Ihre Kinder impfen, Herr Spahn? – Endlich eine kräftige Maßnahme! – Immer feste hinein! – Pfui! – Die Kanülenregierung! – Rückkehr zur Ordnung!

Sozialdemokratischer Leitartikel. … sich tatsächlich bewahrheitet. Wir finden keine parlamentarischen Ausdrücke, um unsrer flammenden Entrüstung über diese neue konservativ-diskriminierende Schandtat Ausdruck zu geben. Nicht genug damit, dass dieses Ministerium dem Volk die Steuerlast aufbürdet – nein, der rechtschaffene Arbeitnehmer soll nun auch noch, wie es im Feudalismus üblich war, mit Nadelstichen abgestraft werden. Die Bundestagsfraktion hat bereits schon jetzt zu verstehen gegeben, dass sie gegen diesen neuen Plan schärfsten Protest …

›Münchner Neueste Nachrichten‹. … wir sagen müssen: der erste vernünftige Gedanke, der aus Berlin kommt.

5 Stunden Pause

Anti-Impf-Demo. »Eine Schmach und eine Schande! Ich könnte es keinem der Gestochenen verdenken, wenn sie nachher hingingen und ihren Quälern ihrerseits in alle Körperteile … « (Ungeheure Aufregung vor der Bühne. Die Leute schreien, werfen Plakate in die Luft und winken mit Taschentüchern. Es werden 34 Portemonnaies geklaut. Es bilden sich Pfützen von Schweiß.)

tageszeitung: … natürlich absolute Gegner*innen der Impfpflicht sind und bleiben. Es ist allerdings bei der gegenwärtigen Konstellation zu erwägen, ob diese in der großen Politik doch immerhin nebensächliche Frage für die Bündnisgrünen ein Anlass sein kann, die unbedingte Unterstützung, die sie der gegenwärtigen Regierungskoalition zugesagt hat, abzublasen. Andrerseits …

Protestversammlung der Antifa. (Verboten.)

Telefonzelle im Bundestag. » … Halloo! Hallo, Saarbrücken? Allô, allô – Je cause, mais oui, mademoiselle – aber bitte! Ne coupez-pas! Ja, deutsch! Sind Sie da? Also … Zusatzantrag der Frau Sahra Wagenknecht beraten, haben Sie? dem zufolge der Oberarm der Impflinge vorher mit Nelken desinfiziert – – hallo! Saarbrücken … !«

E-Mails an den Bundespräsidenten. … flammenden Protest! Nordwestdeutsche Arbeitsgemeinschaft höherer Hausärzte. … Ansehen Deutschlands im Ausland. Verein der linksgerichteten ziemlich entschiedenen Piraten. …  aber auch die nationalen Belange der deutschen Wirtschaft nicht zu vergessen! Verband der medizinischen Rohr-Fabrikanten.

Überschrift eines sozialdemokratischen Leitartikels. »Jein –!«

Bundestagsbericht der Tagesschau. Heute wurde unter atemloser Spannung der Tribünen die 1. Lesung des neuen ›Gesetzes zur Einführung der vorbeugenden medizinischen Zwangsertüchtigung‹, wie sein amtlicher Titel lautet, durchberaten. Das Haus war bei der vorhergehenden Beratung der Schleusen-Gebühr-Reform für den Bezirk Havelland-Ost sehr gut gefüllt, weil diese Vorlage von allen Parteien als ein Angelpunkt für die drohende Belastung der jetzigen Koalition angesehen wird; ihre Annahme wurde rechts mit Händeklatschen, links mit Zischen begrüßt. Bei der Lesung des Ertüchtigungsgesetzes leerte sich das Haus langsam, aber zusehends. Als erster sprach als Gastredner der Senior der deutschen Immunulogie, Professor Dr. med. Dr. Dr. hon. Roland Heilmann. Er führte aus, dass die Wiedereinführung der Impfpflicht ihn mit schwerer Besorgnis erfülle, er aber andrerseits eine gewisse Befriedigung nicht zu unterdrücken vermocht habe. Sein alter Kollege Prof. Brinkmann habe ihm schon im Jahre 1984 gesagt …

Der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende Mützenich verkündigte nach einer ausführlichen Ehrung des Gastredners Heilmann in außerordentlich glänzender und ironischer Rede das klare Nein seiner Partei. (Siehe jedoch weiter unten: ›Letzte Nachrichten‹.) Unter dem Beifall der SPD und Linken bewies Abgeordneter Mützenich …

Es sprach dann, nach entsprechenden Ausführungen des Linken Gysi, der es vorzieht, gegen Stachel zu löcken, für die Freien Demokraten der Abgeordnete Kubicki. Seine Partei, so führte er aus, stehe dem Gesetz sympathisch gegenüber. Allerdings hätten wir ja alle schon einmal als Kinder tief in der Nase gebohrt. (Stürmische, minutenlang anhaltende Heiterkeit.)

Sozialdemokratische Parteikorrespondenz…. Wasser auf die Mühle der Kommunisten. Der klassenbewußte Arbeiter ist eben so diszipliniert, dass er weiß, wann es Opfer zu bringen gilt. Hier ist eine solche Gelegenheit! Schweren Herzens hat sich der Parteivorstand dem Gebot der Stunde gebeugt. Es ist eben leichter, vom Schreibtisch her gute Ratschläge zu erteilen, als selber, in hartem realpolitischem Kampf, die Verantwortung …

Interview mit der Bundeskanzlerin. … dem Vertreter der ›World‹ fast feierlich zugesagt, dass natürlich die Ausführungsbestimmungen der Humanität voll Genüge tun werden. Es wird, wie regierungsseitlicherseits bestimmt zugesagt werden kann, dafür gesorgt werden …

8 Wochen Pause

Kleine Nachrichten. Gestern ist im Bundestag das Gesetz für die Einführung der körperlichen medizinischen Ertüchtigung mit den Stimmen der drei Rechtsparteien gegen die Stimmen der Linken angenommen worden. Sozialdemokraten, Bündnisgrüne und Freie Demokraten enthielten sich der Abstimmung.

Phoenix-Das ganze Bild. Gestern ist in Celle die erste Zwangs-Impfung vollstreckt worden. Es handelte sich um einen Arbeiter, Ernst A., der der versuchten Tierquälerei an jungen Maikäfern bezichtigt war. Dem Delinquenten wurden 3 Impfdosen verabfolgt. Das Personal arbeitete einwandfrei; Minister Spahn wohnte der Prozedur persönlich bei. A. ist Mitglied der KPD. 

8. März 2046. » … auf die arbeitsreiche Zeit von 25 Jahren zurückblicken. Wenn das Bundesertüchtigungsamt bis heute nur Erfolge gehabt hat, so dankt es das in erster Linie der vollen Unterstützung aller Bundesbehörden sowie dem Bundesverband der medizinischen Bundesertüchtigungsbeamten. Die bewährte Maßnahme ist heute nicht mehr wegzudenken. Sie ist eine politische Realität; ihre Einführung beruhte auf dem freien Willen des ganzen deutschen Volkes, dessen Vollstrecker wir sind. Das Gegebene, meine Herren, ist immer vernünftig, und niederreißen ist leichter als aufbauen. In hoc signo vinces! So dass wir also heute voller Stolz ausrufen können:

Das deutsche Volk und seine Impfpflicht – sie sind untrennbar und ohne einander nicht zu denken!

Das walte Gott!«

F.-B. Habel, seines Zeichens Zweiter Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft, hat Ignaz Wrobels Satire „Was wäre, wenn …“ zur vorgeblichen Wiedereinführung der Prügelstrafe aus der Weltbühne 38/1927 aufgegriffen, und gibt sie weitgehend wörtlich mit aktuellen Anpassungen wieder. Er ist bereits erfolgreich geimpft und empfiehlt Gleiches allen, die diesen Blog besuchen. Die Glosse bezieht sich allein auf Politikbetrieb und Medienecho.