Eine großzügige Schenkung hat das Kurt Tucholsky Literaturmuseum in Rheinsberg Ende Juni 2017 erreicht. Brigitte Rothert, die Großcousine und letzte noch lebende Verwandte Kurt Tucholskys, übergab dem Museum einige bedeutende Sammlungsstücke aus dem Nachlass von Kurt Tucholsky, die sie wiederum zum Teil in den 1980er Jahren von Tucholskys damals noch lebender Schwester Ellen Milo aus New York, USA, erhalten hat.
Darunter sind drei wertvolle, von Tucholsky gewidmete bzw. signierte eigene Bücher, sehr seltene Erstausgaben und weitere Bücher, zum Teil mit handschriftlichen Anmerkungen von Ellen Milo. Im Weiteren gehören dazu originale Kinderfotos von Kurt Tucholsky und seinen Geschwistern Ellen und Fritz, einige amerikanische Publikationen mit Tucholsky-Texten und frühe Nachkriegseditionen.
Weitere Dokumente und Objekte, wie interessante Briefwechsel, Zeitungsausschnittsammlungen, weitere Fotos und ihren Briefwechsel mit der Schwester Tucholskys Ellen Milo hatte sie bereits früher dem Museum übergeben. Die Briefe von Ellen Milo an Brigitte Rothert sind sehr privater Natur, sie geben unter anderem Auskunft über das sehr problematische Verhältnis der Mutter Doris Tucholsky zu ihren Kindern.
Ein ganz besonderes Stück ist auch der einmalige Exil-Koffer von Ellen Milo, auf dem man durch diverse Aufkleber die Stationen ihres Exils über Italien in die USA ablesen kann.
Das Museum verfügt nunmehr, mit dieser Schenkung, über dreißig Autographen von Tucholsky und mehr als 40 originale Objekte — von Briefschatullen, Schreibwerkzeugen, Schreibtischutensilien über häusliche Gegenstände bis hin zu Möbeln wie seinen letzten Schreibtisch aus dem schwedischen Exil und zwei Sesseln aus der gemeinsamen Wohnung mit Mary Gerold, die wir gerade im Februar aus dem Nachlass von Fritz J. Raddatz übereignet bekamen.
Weitere Autographen, z.B. Briefe von Rudolf Arnheim, Emil Jannings, von Siegfried Jacobsohn, Lisa Matthias, Mary Gerold und Else Weil kommen hinzu. Darüber hinaus gehören zur Sammlung dutzende originale Fotos und Dokumente z.B. aus dem Familienbesitz von Else Weil, sowie hunderte Erstdrucke in der Weltbühne, der Vossischen Zeitung, dem Berliner Tageblatt, dem Simplicissimus und vielen weiteren Publikationen. Selbst ein originales Blatt aus dem Flieger erhielten wir vor zwei Jahren geschenkt.
Die Schenkung war von Brigitte Rothert schon 2005 testamentarisch verfügt worden, nun hatte sie sich, die mittlerweile fast 89 Jahre alt ist, dazu entschlossen, ihr Erbe bereits als Vorlass an das Museum zu übergeben. Wie glücklich wir über diesen bedeutenden Zuwachs unseres Archivs sind, und wie dankbar für das große Vertrauen und die Anerkennung, die Brigitte Rothert damit unserem Museum entgegen gebracht hat, brauchen wir nicht zu betonen. Wir werden uns bemühen, es mit unserer zukünftigen Arbeit für Tucholsky, sein Werk und seine Ideen, weiterhin zu rechtfertigen.
Schlagwort: Kurt Tucholsky
Diese Rezension beginnt mit einem Geständnis. Ich schätze eher das klassische Opern-Repertoire, von Siegfried Jacobsohns geliebtem Mozart bis zu SJs Feind Wagner. Bin also Opern-Fan, aber kein Experte. Wie es Tucho selbst formulierte, kommt es im Künstlerischen nur auf ein Kriterium an: die Gänsehaut. Bei moderner E-Musik fehlt sie sehr häufig bei mir.
Ausnahme: James Reynolds‘ Partitur. Von Jazz-Einlagen mit Flair der zwanziger Jahre bis zur latenten Bedrohung (man tanzte auf einem Vulkan) steckt atmosphärisch alles drin. Tucho und die NS-Gegenspieler, die ihn die Worte »Giftspeiender Jude!« an den Kopf werfen — wunderbar herausgearbeitet. Das ist nicht in erster Linie MODERNE Musik, sondern vor allem zum Thema PASSENDE Musik, die von einem aufgeweckten Publikum begeistert aufgenommen wurde.
Zweites Lob: dem ideenreichen, innovativen Organisator und gutem Geist des Ganzen, Frank Matthus sowie seinem Regisseur Robert Nemack. Ich hatte mit Vorstandskollegin Jane Zahn schon bei einem Expertensymposium im Mai Gelegenheit, Frank kennenzulernen: Auf diesen Charismatiker müsste Rheinsberg, ja ganz Brandenburg stolz sein. Und Nemack! Die Bühne als Boxring für Tucholskys Kampf um ein demokratisches Deutschland: eine gelungene Idee! Die Beweglichkeit des Ensembles, unter Benutzung der Gänge und des Zuschauerraums: bewusst verunsichernd, hier wollte niemand einschlafen. Jeder wartete gespannt auf den nächsten Regieeinfall.
Die Sänger und Sängerinnen; Wenn ich hier alle, darunter den bekannten Countertenor Jochen Kowalski, und ihre Meriten loben sollte, müsste dieser Rundbrief um vier Seiten verlängert werden. Also soll hier eine für alle stehen: die energische, humorvolle, bei Gelegenheit angsteinflößende Mezzosopranistin Felicitas Brunke. Sicher zum Teil auch als Darstellerin von Mary Tucholsky, aber nicht nur deswegen, hat sie bei mir einen Stein im Brett. Singen kann sie, können sie alle. Ein tolles, aufeinander eingestimmtes Ensemble.
Also eine völlig positive Kritik? Leider nicht. Am Libretto war die Idee mit Pseudonymen, Freundinnen und Gegnern , die Tucholskys Charakter von vielen Seiten beleuchteten, bewundernswert. Aber durch Zerhacken der Figur in die einzelnen Pseudonyme ging m.E. die Tatsache verloren, dass sie fünf Finger an einer Hand sind. Der innere Kompass, der allen PS eigen war, fehlte. Weiter: Christoph Klimke war wohl ein verdienstvoller Rheinsberger Stadtschreiber, wir sind dankbar, dass er mit diesem Libretto Tucholsky ein Denkmal gesetzt hat. Aber er hat meiner Ansicht nach die Größe seiner Hauptfigur nicht verstanden. Ist das Gedichtchen Der Pfau wirklich Tucholskys entscheidendes Werk und nicht etwa Der Graben? Mein Lieblingspseudonym, der politische Kämpfer und Friedensfreund Ignaz Wrobel, war nur als Gegner von Rosa Luxemburg und Zielscheibe einer Kritik von Karl Kraus präsent, eine Verniedlichung, die an die misslungene Anthologie von Hermann Kesten in den 1950er Jahren erinnert.
Die kleine Hosenrolle des Melancholikers Kaspar Hauser ging fast ganz unter: schwere Versäumnisse. Dass Tucholskys Alter Ego am Schluss Tucholskys Spiegel anzünden sollte, wie ursprünglich im Libretto vorgesehen, war ein schwerer Fehle: das hätte Tucholsky-Freunde an die öffentliche Verbrennung von Tucholskys Büchern erinnert, vielleicht auch ans tragische Schicksal seiner ersten Ehefrau Else in Birkenau. Zum Glück wurde diese Idee fallengelassen. Aber es blieb am Schluss ein Antiklimax zurück. Bei Wagners Tannhäuser muss der Stab des Papstes Knospen bekommen; bei Faust I darf die Stimme von oben »ist gerettet« auch nicht fehlen. Hier blieb bei vielen Zuschauern ein Fragezeichen.
Trotz alledem: Dass 82 Jahre nach dem einsamen Tod in Schweden eine Oper über unseren Namenspatron gespielt wird, ist eine tolle Sache. »Ich bekomme recht, wenn’s mich nicht mehr gibt«, resümiert die Tucholsky-Gestalt. Matthus, Reynolds, die Sängerinnen und Sänger haben dafür gesorgt, dass Tucho recht bekommt. Es liegt an uns, das gleiche Ziel anzustreben.
Ian King
Unda Hörner, 1961 geboren, ist eine in Berlin lebende Schriftstellerin, deren reiches Oeuvre vor allem die Frauen zum Thema hat. In vielen ihrer Publikationen beschäftigt sie sich mit berühmten Frauen, aber auch mit den Lebensgefährtinnen berühmter Männer, Künstler, Maler und Schriftsteller.
In ihrem jüngsten Buch »Ohne Frauen geht es nicht« widmet sie sich Kurt Tucholsky und der Liebe. Liebe ist, so wissen wir ja, ein Gefühl, das auch vergehen kann, Verliebtheit eher der hoffnungsvolle Anfang einer möglichen Liebe. Somit hat Tucholsky geliebt (Mary Gerold), war aber hoffnungslos und oft verliebt.
Die Autorin zeigt auf 123 Seiten mit Fußnoten, einem ausführlichen Literatur-Verzeichnis das Leben und den beruflicher Werdegang des in der Weimarer Republik wohl meist gehassten Autoren auf. Sie beschreibt die nach ihrer Meinung wichtigsten fünf Frauen in Tucholskys Leben: Else Weil, Mary Gerold, Lisa Matthias, Gertrude Meyer und Hedwig Müller und stellt zu deren Kapiteln Fotos.
Die jeweiligen Verbindungen mit Tucholsky sind mit dem historischen Hintergrund und Tucholskys Lebensstationen gut recherchiert verwoben.
Dass zu diesen Frauen auch die Diven und Diseusen der Weimarer Zeit wie Claire Waldoff und Gussy Holl gehören, stellt Unda Hörner an den Anfang ihres Buches. Auch kommen die Kolleginnen im Zeitungsviertel Gabriele Tergit, Irmgard Keun und Vicki Baum zu Worte. Eine fehlt: Inga Melin, die Schwedin, die Tucholsky in seinem Exil in Hindas als deutsch-schwedische Sekretärin zur Seite stand. Er hat ihr einige Veröffentlichungen gewidmet. Nach eigenen Aussagen hat sie seinem Werben widerstanden.
Über seine erste Verlobte, Kitty Frankfurter, kann auch Hörner wenig mitteilen, von ihr ist nach wie vor wenig überliefert. Alle diese Frauen im Leben Tucholskys sehen ihn aus jeweils verschiedenen Blickwinkeln und haben unterschiedliche Erwartungen. Sie beschreiben ihn als gebildet, charmant, als sensibel, aber eben nicht als treu.
Das Buch liest sich flott, bleibt sachlich und ist mit vielen Zitaten auch unterhaltsam: Für alle, die das Beziehungsleben von Kurt Tucholsky im Zusammenhang kennen lernen und ein Zeitdokument erhalten wollen, ist es eine gute Lektüre.
Renate Bökenkamp
Der Graben
Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
Und du hast ihm leise was erzählt?Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.
Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er tat dir einen Groschen schenken,
Und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.
Drüben die französischen Genossen
Lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
Und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.Alte Leute, Männer, mancher Knabe
In dem einen großen Massengrabe.
Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
Für das Grab, Genossen, für den Graben!
Werft die Fahnen fort! Die Militärkapellen
Spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
Das ist dann der Dank des Vaterlands.Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
Schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben –?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
Überm Graben, Leute, überm Graben –!
Theobald Tiger, Neue Berliner Zeitung, 1.8. 1924 in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 6, [T 105], S. 240f.
»Schmerz über das Unrecht im Recht« heißt ein Beitrag von Bernhard Weck in dem gerade im Nomos Verlag erschienenen Sammelband STREITBARE JURISTiNNEN. Eine andere Tradition, Band 2, herausgegeben von der Redaktion der Vierteljahresschrift Kritische Justiz.
Zunächst drei Vorbemerkungen:
- Die Vierteljahresschrift Kritische Justiz erschien erstmals im Jahre 1968. Ihr Selbstverständnis ist bis heute unverändert:
Sie will das Recht und seine praktische Anwendung vor seinem gesellschaftlichen Hintergrund analysieren. Sie durchbricht die übliche, von ihrem ökonomischen und politischen Kontext losgelöste Behandlung von Rechtsfragen und arbeitet die hinter den juristischen Denkfiguren stehenden konkreten sozialen Interessen heraus, um das Recht in praktischer Arbeit durchschaubar zu machen. Die Kritische Justiz knüpft an die in Deutschland 1933 gewaltsam abgebrochene Tradition kritischer Rechtswissenschaft an, wie vor allem durch die Namen Karl Korsch, Otto Kirchheimer, Franz Neumann und Ernst Fraenkel repräsentiert wird.
(So ein »Werbetext« aus dem Jahre 1988 in dem 1. Band Streitbare Juristen)
- 1988 gab die Redaktion der Kritischen Justiz den (ersten) Sammelband STREITBARE JURISTEN. Eine andere Tradition heraus. Versammelte dieser Band Porträts über
aufrechte, streitbare Juristen und Juristinnen aus dem 19. und 20. Jahrhundert (…) teils bekannte, teils unbekannte Repräsentanten einer in Deutschland meist unterdrückten, schließlich buchstäblich vernichteten Rechtskultur (Band 1, S. 11), liegt der Schwerpunkt des nun erschienen 2. Bandes stärker auf JuristInnen, die nach 1945 aktiv an gesellschafts-politischen Debatten teilgenommen haben, insbesondere an Kontroversen seit »1968«, die zu Kristallisationspunkten der Rechtspolitik wurden und zugleich einen Bezug zur Kritischen Justiz aufweisen. (…) An die Tradition von Herrschafts- und Rechtskritik schließt Band 2 an. Er ergänzt in historischer Perspektive einige Lücken und setzt neue Akzente mit Porträts von JuristInnen, die für ein demokratisches, inklusives und responsives Rechts- bzw. Verfassungsverständnis eingetreten sind, wie etwa Alfred Apfel, Otto Bauer, Eugen Ehrlich, Franz Kafka und Kurt Tucholsky. (Band 2, S. 11)
Mit Franz Kafka ist ein zweiter Schriftsteller in den 2. Band aufgenommen worden. Dazu für Mitglieder unserer Gesellschaft mindestens noch zwei weitere interessante Artikel.
Jan Gehlsen porträtiert unter dem Titel Verteidigung im Gerichtssaal und in der Weltbühne (S. 29ff), den jüdischen Rechtsanwalt und Strafverteidiger Alfred Apfel (1882-1941), der im französischen Exil einem Herzanfall erlag. Desweiteren ein langes Interview, welches meine beiden (jüngeren) Berliner Verteidiger- bzw. Rechtsanwaltskollegen Hannes Honnecker und Wolfgang Kaleck mit unserem (älterem) Mitglied Heinrich Hannover sowie den beiden bekannten Strafverteidigern Hans-Christian Ströbele aus Berlin und Ruppert von Plotniz aus Frankfurt unter dem Titel Die RAF-Prozesse – ein Gespräch in drei Teilen (S. 557ff.) geführt haben.
- Der Autor des Porträts von Kurt Tucholsky, Dr. Bernhard Weck, ist als profunder Kenner von Tucholskys justizkritischen Publikationen weithin bekannt. Sein aus Anlass des 100. Geburtstages von Tucholsky am 9. Januar 1990 in der Universität Bayreuth gehaltener Vortrag Wider den »Dreimännerskat der Justitia.« Bemerkungen zur Justizkritik Kurt Tucholskys wurde im Tagungsband unserer Jahrestagung im Oktober 1997 veröffentlicht[1]. Dr. Weck, Jahrgang 1955, ist Dozent an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege inHof (Bayern).
Die Überschrift seines Beitrages Schmerz über das Unrecht im Recht hat Weck einem Artikel von Peter Panter in der Vossischen Zeitung vom 29. Juni 1930 entnommen: Kabarett zum Hakenkreuz[2].
In insgesamt elf Kapiteln zeichnet Weck Tucholskys Justizkritik nach. Nach Bemerkungen zur Juristischen Ausbildung, Tucholskys Literarische Justizpublizistik und Frühe Justizkritik beschreibt Weck im 8. Kapitel unter der Überschrift Umbruch der Haltung zur Justiz die ab Mitte 1919 einsetzende radikale Einstellungsänderung insbesondere zur Strafgerichtsbarkeit wie folgt:
Sein Zutrauen in deren Redlichkeit war unter dem Eindruck der Strafprozesse zur Ahndung politisch motivierter Schwerverbrechen in der Frühphase der Weimarer Republik tief erschüttert worden. Als Pressebeobachter zahlreicher Verhandlungen vor Militärtibunalen, zivilen Sondergerichten und der ordentlichen Strafgerichtsbarkeit erlebte er, dass Taten, die Militärangehörige und politisch rechts stehende Täter an linken Radikalen wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, republikanischen Politikern wie Erzberger, Scheidemann und Rathenau, anderen politischen Gegnern und unpolitischen Opfern begangen hatten, vertuscht, heruntergespielt, vaterländisch glorifiziert und unangemessen milde bestraft wurden. (S. 524)
In weiteren Kapiteln wie Kritik an politischer Rechtsprechung angeblich unpolitischer Richter, Der Strafpozess wegen Tucholskys Satz „Soldaten sind Mörder endet Weck mit dem Kapitel Tucholskys Blicke in die düstere nahe und lichtere ferne Zukunft, dessen letzter Satz lautet: »Diesem Credo folgte auch sein Wirken als streitbarer Jurist.« (S. 536)
Weck nimmt damit Bezug auf Ignaz Wrobels Artikel in der Weltbühne vom 28. Oktober 1930 Blick in ferne Zukunft, in dem es unter anderem heißt:
Herschaften, es gibt ja auch einen Organismus, Mensch geheißen, und auf den kommt es an. Ob der glücklich ist, das ist die Frage: Daß der frei ist, das ist das Ziel. Gruppen sind etwas Sekundäres. Es kommt nicht darauf an, dass der Staat lebe – es kommt darauf an, daß der Mensch lebe.[3]
Vielleicht bietet sich der für die Jahrestagung 2018 ins Auge gefasste Ort Leipzig, dem Sitz des früheren Reichsgerichts und des heutigen Bundesverwaltungsgerichts sowie dem sogenannten Steuerstrafsenat des BGH, an, sich erneut mit Tucholskys Justizkritik zu beschäftigen – vielleicht mit Dr. Bernhard Weck als versierten Referenten.
Bernd Brüntrup
Redaktion Kritische Justiz (Hrsg): KRITISCHE JURISTiNNEN. Eine andere Tradition. Nomos Verlag Baden-Baden 2016. 678 Seiten, kartoniert. 38,- €. ISBN 978-3-8487-0003-5. Unter der ISBN 978-3-8487-3238-8 sind Band 1 und 2 zusammen als Paket für 58 € erhältlich.
[1]Hepp, Michael (Hrsg.) im Auftrag der Kurt Tucholsky-Gesellschaft: KURT TUCHOLSKY UND DIE JUSTIZ, Dokumentation der Tagung der Kurt Tucholsky Gesellschaft vom 23.-26.Oktober 1997 in Berlin, Oldenburg 1998, S. 137ff. ISBN 978-3-8142-0636-3
[2]Kurt Tucholsky-GA Band 13, 269ff. (271). ISBN 978-3-498-06542-3
[3]Kurt Tucholsky-GA, Band 13, S. 433. ISBN 978-3-498-06542-3
Die Weimarer Republik existierte 5249 Tage lang und war eine der produktivsten und vielfältigsten Phasen literarischen Schaffens in deutscher Sprache. Literatur und Kunst erreichten Höhepunkte und weltweite Bedeutung in einem Maße, das seither nie wieder erreicht wurde.
Namen wie Bertolt Brecht, Frank Kafka, Thomas und Heinrich Mann, Hans Fallada und Herman Hesse sollen hier nur beispielhaft genannt werden.
Nun müssen an Werk und Leben Kurt Tucholskys Interessierte sicher nicht von der Bedeutung dieser Epoche überzeugt werden, weshalb wir heute auf ein spannendes und ambitioniertes Projekt hinweisen wollen, das Ihre Unterstützung benötigt:
Jörg Mielczarek, seit vielen Jahren engagiert für die Literatur der Weimarer Republik, möchte unter dem Titel »Fünf. Zwei. Vier. Neun.« eine monatlich erscheinende Zeitschrift begründen, die sich Gesellschaft, Kultur und Literatur dieser Zeit widmen soll:
Jede Ausgabe widmet sich dabei einem Schwerpunktthema. Bei der Nullnummer wird dies die Weltwirtschaftskrise sein, und nicht von ungefähr ist Hans Falladas Roman „Kleiner Mann, was nun?“ die Titelgeschichte dieser Ausgabe. Kein anderer Roman macht die Angst und die Verunsicherung der Angestellten und Arbeiter zu dieser Zeit so spürbar wie dieses Meisterwerk. Auf circa 100 Seiten werden zusätzlich weitere Stücke, Reportagen, Erzählungen und Gedichte zu diesem Schwerpunktthema veröffentlicht – diese werden zudem durch den originalgetreuen Abdruck von Zeitungsartikeln aus dieser Zeit in einen historischen Kontext gebracht. Herzstück der Nullnummer ist das komplette Theaterstück „Die Bergbahn“ von Ödön von Horváth in der Mitte des Heftes, das separat heraustrennbar ist. Ein solches „Heft im Heft“ mit einem kompletten Originaltext wird jede Ausgabe haben.
„Fünf. Zwei. Vier. Neun.“ ist aber mehr als nur eine Zeitschrift. Zu jeder Ausgabe erscheint daher ein Taschenbuch mit weiteren Texten zum Schwerpunktthema des Monats. Der Fokus liegt dabei auf Erzählungen und Werken von Autoren, die heute leider kaum jemand mehr kennt. Eine echte Fundgrube für Literaturliebhaber, in der es viel Neues zu entdecken gibt!
Die Startfinanzierung dieses unbedingt zu begrüßenden Vorhabens wird dabei über startnext.com, einer Crowdfunding-Plattform, realisiert.
Und hier kommen Sie ins Spiel: Bereits mit kleinen Beiträgen, die mit höchst interessanten Dankeschöns versehen sind wie beispielsweise dem bemerkenswerten Literatur-U-Bahn-Plan Berlin, können Sie der Zeitschrift zur Geburt verhelfen. Oder Sie schließen gleich ein Abo ab oder spenden großzügig. Lassen Sie sich nicht zurückhalten!
Zur Projektseite der Literaturzeitschrift Fünf. Zwei. Vier. Neun.
Zur Facebook-Community »Literatur-Weimar«.
Zur Website »Literatur der Weimarer Republik«.
»Hänschen klein / ging allein / wollte gerne Gretchen sein …«1
Tucholskys Film-Travestie Seifenblasen von 1931 zum Nachlesen.
Auch, wenn heute in Film, Literatur und Sozialwissenschaft der Begriff Transgender häufig eine Rolle spielt, so ist das Phänomen, das er bezeichnet, nicht neu. Das Spiel mit den Geschlechtern, das Verkleiden, waren schon vor Tucholskys Zeiten bekannt – mal gesellschaftlich geächtet und mal akzeptiert. Travestien von Transvestiten waren als Bühnengag schon vor dem 1. Weltkrieg in Cabarets und Varietés beliebt.
Peter Panter, bekanntlich in platonischer Liebe zur Kabarettistin Gussy Holl entflammt, schilderte 1913 einen Auftritt der Künstlerin als »Damenimitatorin«:
Aber die Höhe ist doch: die Imitation eines Damenimitators. Die Frau fühlt, wie unendlich weit es immer noch ist von jedem Mann, und sei er der weibischste, bis zu ihr. Wie diese Kluft doch nicht zu überspringen ist. Und so macht sie sich über die vergeblichen Anstrengungen eines Gegners lustig, den sie ja allerdings nicht mehr als Mann anerkennt, aber der doch nur ein amüsantes Zwischending ist, beileibe keine Frau. […] Am Schluß ein herrlicher Zug: sie reißt sich anstatt der Perücke triumphierend den »Shinjong« aus und hält jubelnd die Trophäe ihrer Mannheit hoch.2
Daran muss er sich erinnert haben, als Peter Panter zu Beginn der Tonfilmzeit von Nero-Film den Auftrag für das Szenarium zu einer Filmkomödie erhielt. Ideengeber war der der Nero-Regisseur G.W. Pabst, der als Hauptvertreter der »Neuen Sachlichkeit« im Film kein besonderes Verhältnis zu heiteren Stoffen hatte (aber mit dem Henny-Porten-Schwank Skandal um Eva seine leichte Hand bewies). Peter Panter schrieb also ein ausführliches Filmexposé von Barbara, einem »Fräulein Nummer« am Varieté, das als Damenimitator zu einem umjubelten Star wird, in den sich viele Frauen verlieben – Frauen und ein Mann, der auf einem Wochenendausflug entdeckt, was es mit ihr auf sich hat. Dazu kommt noch eine etwas weit hergeholte Kriminalgeschichte.
Panter-Tucholsky zeigte in seinem Filmtext, daß er durchaus filmisch denken konnte. Bei ihm spielte die moderne Technik in Gestalt von Telefonen eine Hauptrolle. Er entwickelte für den damals noch ganz neuen Tonfilm bereits in seinem Szenarium dramaturgisch begründete Geräusch-Collagen. Dazu griff er auf seine Stärken zurück, den Mutterwitz und den Einsatz zahlreicher Chansons. Wenn die Igel in der Abendstunde, war beispielsweise für diesen Film vorgesehen.
Tucholsky-Kennern ist diese Filmerzählung, die tatsächlich in der KT-Gesamtausgabe3 erstmals veröffentlicht wurde, spätestens seit der Jahrestagung über Tuchos Verhältnis zu den Medien 2005 ein Begriff. Ganz so sensationell ist also die Entdeckung des Rowohlt-Verlags nicht, aber immerhin ist es die erste Einzelpublikation dieses Textes. Michael Töteberg hat dazu ein Vorwort geschrieben, in dem er Tucholskys schwieriges Verhältnis zum Medium Film noch einmal referiert. Als 23jähriger hatte er für die Schaubühne erste Filmkritiken verfasst, in denen er dem Stummfilm mehr als kritisch gegenüberstand. Allerdings anerkannte Tucholsky schon damals technische Finessen, die nur im Film möglich waren und revidierte sein abschätziges Urteil über das Genre nach dem Kriege mehr und mehr – was bei Töteberg etwas zu kurz kommt.
Bekanntlich wurden die Seifenblasen nicht realisiert, möglicherweise, weil der einzig interessierte Regisseur Pabst die Nero-Film 1932 verließ. In einem seiner Schnipsel zeigte sich der Autor enttäuscht:
Es war einmal ein Vertrag zwischen einer Filmgesellschaft und einem Autor, der wurde von der Gesellschaft anständig und sauber erfüllt. Das war kurz vor der Erfindung der Fotografie.4
Der Stoff wurde kurz darauf von der Ufa aufgegriffen. Chefdramaturg Robert Liebmann – den Tucholsky wegen Vielschreiberei mit Sarkasmus bedachte – schrieb zusammen mit anderen die Film-Travestie Viktor und Viktoria, in dem der damalige Publikumsliebling Renate Müller einen Damenimitator spielte. (Der Stoff bot 1982 die Grundlage für den Hollywood-Film Victor/Victoria mit July Andrews.)
Tucholskys einziger Film in der Weimarer Republik war die Verfilmung Wie kommen die Löcher in den Käse? von 1932, an der er selbst allerdings nicht mitarbeitete.
Frank-Burkhard Habel
Inzwischen hat Rowohlt auch eine gedruckte Ausgabe angekündigt:
Im Dezember 2016 erscheint eine Hardcover-Ausgabe im Geschenkformat:
Kurt Tucholsky: Seifenblasen. Eine Geschichte, die ein Film werden sollte.
Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek 2016, 128 Seiten, gebunden, 10 €. ISBN 978-3-499-29033-6
1Peter Panter: Seifenblasen. Ein Spiel. Nach einer Idee von G.W. Pabst. in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 15, [T 144], S. 401
2 Peter Panter: Gussy Holl, Schaubühne Nr. 26, 3.7. 1913, S. 688 (Tucholsky Gesamtausgabe Band 1, [T 133], S. 224ff., hier: S. 225. Online bei textlog.
3 Peter Panter: Seifenblasen. Ein Spiel. Nach einer Idee von G.W. Pabst. in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 15, [T 144], S. 400-462
4 Peter Panter: Schnipsel. Die Weltbühne, 03.11.1931, Nr. 44, S. 673. in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 14, [T 129], S. 435. Online bei textlog.
Dieser Beitrag erschien im Rundbrief der Kurt Tucholsky-Gesellschaft August 2016.
Aus »Nußbach bei Triberg« schrieb Kurt Tucholsky am 19. August 1919 einen Brief an Mary Gerold.1 Er weilte im Haus der Familie seines Hamburger Freundes Hans Fritsch, genannt »Jakopp«, in der noch heute so benannten Villa Fritsch. Das weiß man in Triberg schon seit 1990.
Eine Tagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft im Jahre 2000 in Triberg mit Kaffeepause im »Römischen Kaiser« in Nußbach, von dem die Familie Fritsch seinerzeit ihren Wein »unter der Hand« bezog, sorgte ebenfalls für lokale Aufmerksamkeit.
Mit Gastspielen und Tucholsky-Programmen mit Marlis und Wolfgang Helfritsch wurde weiterhin die Trommel gerührt. In der Triberger Stadtchronik ist Tucholsky samt der Geschichte des über 100 Jahre alten Hauses festgehalten. Ebenso der mehrfache Besuch des amerikanischen Publizisten Ernest Hemingway in den zwanziger Jahren2.
Während Tucholsky noch die politische Ahnungslosigkeit im Schwarzwald karikierte, drosch Hemingway auf die Schwarzwaldbevölkerung ein. Lediglich das Forellenfischen fand seine Zustimmung. Nachdem der heute noch amtierende Bürgermeister den recht erfolgreichen Hemingway-Days nach Einspruch ehemaliger Wehrmachtsangehöriger ein unrühmliches Ende setzte, wurde es still um die berühmten Besucher der Wasserfallstadt.
Der Bürgermeister, Jurist wie Tucholsky, sah in einem Hemingway-Brief, in dem sich der Autor rühmte, bei der Besetzung von Paris »Krauts« eigenhändig erschossen zu haben, Schaden auf die Stadt zukommen. (Ein Gutachten der Universität Hamburg kam allerdings 2008 zur Ansicht, dass die entsprechenden Passagen fiktional waren.) Das bisherige Organisationsteam sollte – so die Bürgermeister-Idee – doch auf Tucholsky-Tage umschwenken. Nach dem Einwand, dass dieser in der Weimarer Republik zu den meistgehassten Publizisten der Nationalisten gehörte, zog der Triberger die Idee zurück.
Jetzt weist am Schwarzwald-Museum in Triberg ein großes Plakat auf Tucholskys Besuch seinerzeit hin. Im Treppenhaus hängt dazu sein Foto mit einem Zitat. Eine Veranstaltungsreihe im Museum begann mit Texten zum Thema Reisen, in denen auch Tucho-Texte verlesen wurde.
Die Villa Fritsch steht erneut zum Verkauf und das nahezu 200 Jahre alte Gasthaus »Römischer Kaiser« samt Pensionsbetrieb ist nach einem Zwischenpächter wiede-rum geschlossen. Inwieweit Tucholskys Besuch im Schwarzwaldmuseum weiteren Niederschlag findet, bleibt abzuwarten, demnächst wechselt die Leitung.
Renate Bökenkamp
1 Brief an Mary Gerold vom 19.8. 1919 (Tucholsky GA Bd. 17, [B 37], S. 68 ff.)
2 siehe die titelgebende Geschichte »Schnee auf dem Kilimandscharo«. Zuletzt erschienen in Neuübersetzung von Werner Schmitz: Ernest Hemingway: Schnee auf dem Kilimandscharo. Rowohlt Reinbek 2015, 224 Seiten, gebunden, 18,90 €. Taschenbuchausgabe für Dezember 2016 angekündigt (9,99 €, ISBN 978-3-499-27286-8).
Dieser Beitrag erschien im Rundbrief der Kurt Tucholsky-Gesellschaft August 2016.
Europa
Am Rhein, da wächst ein süffiger Wein –
der darf aber nicht nach England hinein –Buy British!
In Wien gibt es herrliche Torten und Kuchen,
die haben in Schweden nichts zu suchen –Köp svenska varor!
In Italien verfaulen die Apfelsinen –
laßt die deutsche Landwirtschaft verdienen!Deutsche, kauft deutsche Zitronen!
Und auf jedem Quadratkilometer Raum
träumt einer seinen völkischen Traum,
Und leise flüstert der Wind durch die Bäume …Räume sind Schäume.
Da liegt Europa. Wie sieht es aus?
Wie ein bunt angestrichnes Irrenhaus.
Die Nationen schuften auf Rekord:Export! Export!
Die andern! Die andern sollen kaufen!
Die andern sollen die Weine saufen!
Die andern sollen die Schiffe heuern!
Die andern sollen die Kohlen verfeuern!
Wir?Zollhaus, Grenzpfahl und Einfuhrschein:
wir lassen nicht das geringste herein.
Wir nicht. Wir haben ein Ideal:
Wir hungern. Aber streng national.
Fahnen und Hymnen an allen Ecken.
Europa? Europa soll doch verrecken!
Und wenn alles der Pleite entgegentreibt:
dass nur die Nation erhalten bleibt!
Menschen braucht es nicht mehr zu geben.
England! Polen! Italien muß leben!
Der Staat frißt uns auf. Ein Gespenst. Ein Begriff.
Der Staat, das ist ein Ding mitm Pfiff.
Das Ding ragt auf bis zu den Sternen –
von dem kann noch die Kirche was lernen.
Jeder soll kaufen. Niemand kann kaufen.
Es rauchen die völkischen Scheiterhaufen.
Es lodern die völkischen Opferfeuer:
Der Sinn des Lebens ist die Steuer!
Der Himmel sei unser Konkursverwalter!
Die Neuzeit tanzt als Mittelalter.
Die Nation ist das achte Sakrament –!
Gott segne diesen Kontinent.
Theobald Tiger
Die Weltbühne, 12.01. 1932. in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 15, [T 6], S. 21f.
»Tucholsky, ›Die Weltbühne‹ und Europa«
Für die wissenschaftliche Tagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft (KTG) im Oktober 2017 in Berlin lädt die KTG junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, ihre Diplom-, Master-, Examensarbeiten oder Dissertationen zum oben genannten Thema, zu Kurt Tucholsky oder anderen Autoren des Weltbühnekreises in einem 20-minütigem Vortrag einem breiteren Publikum vorzustellen und in einen interdisziplinären Diskurs zu treten.
Die Vortragenden erhalten Gelegenheit, ihre Thesen und Forschungsergebnisse zu diskutieren. Es besteht die Möglichkeit, die Beiträge im Dokumentationsband zur Tagung zu publizieren.
Bitte senden Sie bis 15. Juni 2016 ein Exposé (ca. 200 Worte) und einen Kurzlebenslauf an Dr. Ian King, 1. Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft per eMail an: king@tucholsky-gesellschaft.de oder per Post an:
Kurt Tucholsky-Gesellschaft e.V.
Geschäftsstelle
Besselstraße 21/II
32427 Minden
Weitere Informationen erhalten Sie beim Tagungsleiter Dr. Ian King unter king@tucholsky-gesellschaft.de