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Jahrestagung 2017 Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik Pressemitteilung Tagungen

Kurt Tucholsky-Gesellschaft lädt Deniz Yücel als Ehrengast ein

Seit mehreren Wochen sitzt der Kurt Tucholsky-Preisträger Deniz Yücel nun bereits in Haft. Ein Schicksal, das er mit über 150 Kolleg_innen teilt.
Inzwischen in Isolationshaft, wurde der Einspruch gegen seine Haft von den zuständigen Gerichten abgewiesen. Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge, insbesondere, da wir weiterhin der festen Überzeugung sind, dass die Deniz Yücel vorgeworfenen Straftaten jeglicher Grundlage entbehren.
Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass in seinem Fall – wie auch in zahlreichen anderen Fällen – versucht wird, unbequeme Gegenstimmen gegen den derzeitigen Kurs der türkischen Regierung verstummen zu lassen.
Umso dankbarer sind wir für die zahlreichen, bunten und vielfältigen Protest- und Solidaritätsaktionen, die derzeit in Deutschland und Europa die Freilassung der inhaftierten Journalist_innen fordern.
Wir begrüßen zudem die klare und deutliche Distanzierung von jeglichen »Nazi-Methoden« durch den türkischen Präsidenten. Bekanntermaßen gehörte die Bekämpfung von publizistischen Gegenstimmen durch konstruierte Vorwürfe unter Wahrung des rechtsstaatlichen Anscheins zu den von den Nationalsozialisten bereits unmittelbar nach der Machtübernahme verwendeten Methoden. Kurz: Indem man Journalismus zum Verbrechen erklärte. Kurt Tucholskys Nachfolger als Herausgeber der Weltbühne, der überzeugte Pazifist und spätere Nobelpreisträger Carl von Ossietzky starb an den Folgen dieser Praxis.
Mithin dürfen wir also davon ausgehen, dass sich die gegen Deniz Yücel erhobenen Vorwürfe in Kürze in einem fairen und rechtsstaatlichen Prozess als vollkommen haltlos erweisen werden und vielmehr festzustellen ist, dass er seiner journalistischen Arbeit und Pflicht nachgekommen ist. Und Journalismus ist kein Verbrechen.
Wir laden Deniz Yücel als Ehrengast zur diesjährigen Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises am 22. Oktober im Theater im Palais ein und freuen uns auf seinen sicher grandiosen Beitrag.

Der Vorstand der Kurt Tucholsky-Gesellschaft

Weitere Informationen:
Kurt Tucholsky-Gesellschaft
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft wurde 1988 gegründet, um dem facettenreichen »Phänomen Tucholsky« nachzuspüren. Sie will als literarische Vereinigung die Beschäftigung mit Leben und Werk Kurt Tucholskys pflegen und fördern und hat ihren Sitz in Tucholskys Geburtsstadt Berlin. Als Publikationsorgan der Kurt Tucholsky-Gesellschaft erscheint dreimal im Jahr ein Rundbrief. Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft gibt zudem eine eigene Schriftenreihe heraus, in der vorrangig die Dokumentationen der von ihr organisierten wissenschaftlichen Tagungen erscheinen. Den jährlichen Höhepunkt der Vereinstätigkeit bilden Tagungen mit wissenschaftlichen Kolloquien, Vorträgen, Exkursionen und kulturellen Veranstaltungen. Aller zwei Jahre vergibt sie den Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik.
Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik
Aus Anlass des 60. Todestages von Kurt Tucholsky wurde 1995 der Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik gestiftet. Alle zwei Jahre werden mit ihm engagierte deutschsprachige Publizisten oder Journalisten ausgezeichnet, die der »kleinen Form« wie Essay, Satire, Song, Groteske, Traktat oder Pamphlet verpflichtet sind und sich in ihren Texten konkret auf zeitgeschichtlich-politische Vorgänge beziehen.
Ihre Texte sollen im Sinne Tucholskys der Realitätsprüfung dienen, Hintergründe aufdecken und dem Leser bei einer kritischen Urteilsfindung helfen.
Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine fünfköpfige Jury; das Preisgeld beträgt seit dem Jahr 2015 5.000 € (bis 2013: 3.000 €).
Jury-Begründung zur Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises 2011 an Deniz Yücel
In seiner Kolumne »Vuvuzela«, die während der Fußballweltmeisterschaft 2010 erschien, hat Yücel sowohl den deutschen Spießer als auch die deutsche Spießerin auf angenehme Art entlarvt. Dabei übersteigert er bewusst das nationalistische Element, riskiert lustige Wortspiele sowie einen überdeutlichen Stimmungsumschwung nach der deutschen Niederlage (»Gurkentruppe….«) Das wäre vielleicht peinlich, wenn so etwas nicht den Lebensinhalt der Sportseiten im Boulevard bildete. Deniz Yücel hat sich Tucholskys Maxime zu eigen gemacht, der 1919 geschrieben hatte: »Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.«
Jahrestagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft 2017
Die Jahrestagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft steht im Jahr 2017 unter dem Thema »Tucholsky, Die Weltbühne und Europa«.
Die Tagung vom 20.-22. Oktober 2017 an der Humboldt-Universität zu Berlin widmet sich historischen und zeitgenössischen Dimensionen des Europa-Bildes und sucht dabei insbesondere nach Anknüpfungspunkten im Werk Tucholskys.
Als Abschluss und Höhepunkt der Tagung wird am 22. Oktober 2017 im Theater im Palais der Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik verliehen.
#Freedeniz
Neben der bewundernswürdigen Berichterstattung in zahlreichen deutschen Medien, insbesondere bei der ehemaligen publizistischen Heimat Yücels die tageszeitung und seiner aktuellen publizistischen Heimat DIE WELT sei beispielhaft auf die Solidaritätsseite des Freundeskreises Freedeniz verwiesen, die Berichte, Aktionen und Veranstaltungen bündelt.
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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik Publikationen der Kurt Tucholsky-Gesellschaft Rundbrief April 2017

Zur Inhaftierung von Deniz Yücel

Ich kenne Deniz Yücel in meiner Funktion als 1. Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft sowie als Mitglied der Jury, die ihm 2011 den KT-Preis vergab. Er bekam die Auszeichnung für seine „taz“-Kolumne „Vuvuzela“ zur Zeit der Fußballweltmeisterschaft 2010.
Diese Arbeiten bewiesen, dass Deniz ein Satiriker von Format ist, mit funkelnden Wortspielen und eigenwilligen Sprachschöpfungen. Sie zeigten ihn auch als Freund der deutschen Sprache, der diese vor Phrasendreschern der Sportberichterstattung schützen wollte. Und last not least als Gegner von billigem Hurrapatriotismus, als Kämpfer gegen den Nationalwahn, als Europäer und Weltbürger. So wurde Deniz zum würdigen Träger des Kurt-Tucholsky-Preises.
Jetzt sitzt Deniz in einem türkischen Gefängnis. Präsident Erdoğan hat ihn ohne Anklage und Urteil als Terroristen bezeichnet. Das ist Deniz garantiert nicht. Er ist kein Freund der Mächtigen – aber seine Arbeiten für die taz und Die Welt beweisen: er ist ein lupenreiner Demokrat.
Die Türkei wurde in der Zwischenkriegszeit zu einem Zufluchtsort für antifaschistische deutsche Emigranten, zu einem demokratischen Rechtsstaat. Zur Demokratie gehört der Grundsatz der freien Meinungsäußerung, zum Rechtsstaat das Prinzip „Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils“. Jetzt hat die Türkei die Chance, sich im Falle Deniz Yücel als Demokratie und Rechtsstaat zu bewähren.
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft ist sicher, dass das Land diese Chance ergreift und Deniz als unschuldig freilassen wird. Sie lädt Deniz Yücel zur Teilnahme an der diesjährigen Kurt Tucholsky-Preisverleihung am Sonntag 22. Oktober ins Theater im Palais, Berlin ein.

Dr. Ian King, 1. Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft

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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik

Zum Tod von Jochanan Trilse-Finkelstein

Der Tucholsky-Preisträger Jochanan Trilse-Finkelstein ist mit 84 Jahren gestorben.

Jochanan bin ich viermal begegnet: bei den Tagungen in Schweden 1994, Paris 2008 und Berlin 2015, sowie in seiner Wohnung nahe der Schönhauser Allee, wo er seinen guten Freund Wolfgang Helfritsch und mich am Schabbat-Abend zum Essen eingeladen hatte. Er hat ein kompliziertes, zum Teil schweres Leben gehabt: in der Jugend als Jude und als Linker doppelt gefährdet, dann auch als respektierter Professor in der DDR und nach der Vereinigung 1990 manchmal gemeinen Diskriminierungen ausgesetzt. Seinen Lieblingsautoren  – Heine, Tucholsky, Peter Hacks – hielt er die Treue, war auf dem Gebiet des Theaters anerkannter Experte, der sich regelmäßig auch in dem Weltbühne-Nachfolgeorgan Ossietzky regelmäßig zu Wort meldete.

Ich habe Jochanans Kenntnisse bewundert, sein konsequent geführtes Leben ebenfalls. Sein ausführlicher Vortrag über die beiden Paris-Liebhaber Heine und Tucholsky wird keiner der anwesenden Tagungsteilnehmer vergessen. Gleiches gilt für die Rührung, mit der er 2015 seine Lebensgeschichte kurz und prägnant erzählte: ein würdiger Preisträger. Ich denke jedoch auch an den Privatmann: sicher war er manchmal ein Unbequemer, aber einer mit Zivilcourage und ein freundlicher, hilfsbereiter Gastgeber. Seine Lebensgefährtin Barbara, seine Freunde, seine Leserinnen und Leser – und unsere Gesellschaft- werden Jochanan vermissen.

Ian King, 1. Vorsitzender der Kurt Tucholsky-Gesellschaft

Jury-Begründung zur Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises 2015 an Jochanan Trilse-Finkelstein

Laudatio für Jochanan Trilse-Finkelstein 2015

Dankesrede von Jochanan Trilse-Finkelstein 2015

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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik Pressemitteilung

Zur Festsetzung von Deniz Yücel

»Denn wo blieben dann die Religionen, und wo bliebe vor allem der Patriotismus, wenn die Leute wüßten, was los ist! Die Zensur ist der Schutz der Wenigen gegen die Vielen.« (Kurt Tucholsky, 1932)[1]
Als sich die Jury des Kurt-Tucholsky-Preises 2011 für Deniz Yücel entschied, zeichnete sie seine satirischen Kolumnen aus und hob dabei Yücels Fähigkeit der »angenehmen Entlarvung« hervor.
Seitdem hat Deniz Yücel auf vielfältige Weise gezeigt, dass der Name Tucholskys völlig zu Recht mit seiner Arbeit verbunden wurde. Insbesondere seine Arbeit als Türkeikorrespondent zeigt einen Journalisten im besten Sinne: Scharf analysierend, genau beobachtend, Zusammenhänge darstellend.
Yücel stellt dabei Menschen und Geschichten vor, die in der zunehmend enger werdenden türkischen Presselandschaft, kaum zu sehen und zu hören sind.
Es liegt in der Natur der Sache, dass er im Rahmen seiner Arbeit mit Menschen spricht, die der sich nahezu täglich ändernden Rechtslage in der Türkei nicht entsprechend handeln – wie sonst sollte ein Journalist offenlegend arbeiten?
Kurt Tucholsky, der selbst leidenschaftlich für freie Presse (und vor allem, für die Freiheit der seinerzeitigen Neuen Medien) kämpfte, schrieb:
»Und hier zeigt sich nun die ganze Schwäche jedes Versuchs […], ein eng gefügtes Weltbild zu statuieren: jeder Vertreter solches Zwanges hindert den ihm Unterworfenen, sich eine freie Meinung zu bilden. Er läßt die Gegenargumente gar nicht erst an ihn heran.«[2]
Die Pressefreiheit ist aus gutem Grund ein hohes Gut. Sie ist ein Grundpfeiler offener, demokratischer Gesellschaften. Richtig genutzt erfüllt sie elementare Kontrollfunktionen, denn auch die gefestigste Demokratie ist nicht vor den Verführungen von Macht und Geld gefeit.
 
Wir können von außerhalb nur schwer beurteilen, wie stichhaltig die von den türkischen Behörden erhobenen Vorwürfe gegen Deniz Yücel sind und unterstützen die Forderungen von Auswärtigem Amt, Bundeskanzlerin, Reporter ohne Grenzen und der WELT nach einem fairen Verfahren. Es scheint dies allerdings im bestehenden Ausnahmezustand in der Türkei geradezu aussichtslos zu sein. Ziel aller Aktionen muss daher sein, so bald als möglich eine Freilassung Deniz Yücels zu erreichen.
 
Wir können jedoch gleichzeitig nicht die Augen davor verschließen, dass das Verfahren gegen Deniz Yücel kein Einzelfall ist. Er reiht sich ein in eine lange Reihe von massiven Verfolgungen kritischer Journalisten in der Türkei. Die Forderung der Freilassung Deniz Yücels kann daher nur in Verbindung mit der Forderung nach der Freilassung aller anderen inhaftierten Journalisten in der Türkei erhoben werden.
 
Der Kurt-Tucholsky-Preis wird vergeben für Arbeiten, die sich »kritisch mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen und Vorgängen auseinandersetzen und Realitäten hinter vorgeschobenen Fassaden erhellen«. Genau dies ist Kern der Arbeit von Deniz Yücel. Es ist dies die vornehmste Aufgabe und Pflicht eines Journalisten – und kein Verbrechen.
 

Der Vorstand der Kurt Tucholsky-Gesellschaft

Weiterführende Links:
Diese Mitteilung als pdf downloaden.
Begründung der Jury zur Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises für literarische 2011
Petition zur Freilassung Deniz Yücels
Die Aktionsseite »#FreeDeniz«
Überblicksseite zu Reaktionen von Behörden und Medien von Knut Kuckel auf journalistblog.de
[1] Kurt Tucholsky als Ignaz Wrobel: »Freier Funk! Freier Film!« in: Die Weltbühne, Nr. 18 vom 03.05.1932
[2] Kurt Tucholsky als Ignaz Wrobel: »Freier Funk! Freier Film!« in: Die Weltbühne, Nr. 18 vom 03.05.1932
 

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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik Pressemitteilung

[Pressemitteilung] Kurt-Tucholsky-Preis 2017 ausgeschrieben

Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft schreibt den mit 5000 € dotierten Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik aus. Für den Preisjahrgang 2017 werden politisch engagierte und sprachlich prägnante Werke der literarischen Publizistik gesucht, die sich im Sinne des Namensgebers kreativ und kritisch mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen und Vorgängen auseinandersetzen und Realitäten hinter vorgeschobenen Fassaden erhellen. Preiswürdig wären auch nachhaltige künstlerische Interpretationen von Texten Tucholskys.
Der Kurt Tucholsky-Preis für literarische Publizistik kann für journalistische und literarische Werke verliehen werden, wobei ein besonderer Fokus auf die »kleinen Formen« gelegt werden soll.
Vorschläge können vom 8. November 2016 bis 31. März 2017 an die Geschäftsstelle der Kurt Tucholsky-Gesellschaft eingereicht werden.Die Jury besteht derzeit aus
Dr. Wolfgang Helfritsch
Vorsitzender der Tucholsky-Gesellschaft von 2005 bis 2009, Autor von Feuilletonsammlungen, schreibt u.a. für Ossietzky.
Prof. Dr. Stuart Parkes
emeritierter englischer Germanist aus Yorkshire, Autor mehrerer Bücher über die neuere deutsche Literatur.
Marc Reichwein
Redakteur im Feuilleton der »Welt« und »Welt am Sonntag«.
Mechtild Schäper
Germanistin und Hispanistin, Gymnasiallehrerin in Krefeld und Schriftführerin der Heinar Kipphardt-Gesellschaft.
Rainer Wieland
Lektor und Literaturfachmann aus Berlin
Zu den früheren Preisträger_innen zählen unter anderem der Journalist Deniz Yücel (2011), der Journalist und Literaturkritiker Volker Weidermann (2009), die Schriftstellerin und Journalistin Daniela Dahn (1999), der Journalist Prof. Dr. Heribert Prantl (1996) und Liedermacher Konstantin Wecker (1995). Zuletzt wurde der Preis dem Wissenschaftler und Publizisten Jochanan Trilse-Finkelstein für sein Lebenswerk verliehen.
weitere Informationen:
Die Ausschreibung des Preises.
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft wurde 1988 gegründet, um dem facettenreichen »Phänomen Tucholsky« nachzuspüren. Sie will als literarische Vereinigung die Beschäftigung mit Leben und Werk Kurt Tucholskys pflegen und fördern und hat ihren Sitz in Tucholskys Geburtsstadt Berlin. Als Publikationsorgan der Kurt Tucholsky-Gesellschaft erscheint dreimal im Jahr ein Rundbrief. Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft gibt zudem eine eigene Schriftenreihe heraus, in der vorrangig die Dokumentationen der von ihr organisierten wissenschaftlichen Tagungen erscheinen. Den jährlichen Höhepunkt der Vereinstätigkeit bilden Tagungen mit wissenschaftlichen Kolloquien, Vorträgen, Exkursionen und kulturellen Veranstaltungen. Aller zwei Jahre vergibt sie den Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik.
Der Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik
Aus Anlass des 60. Todestages von Kurt Tucholsky wurde 1995 der Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik gestiftet. Alle zwei Jahre werden mit ihm engagierte deutschsprachige Publizisten oder Journalisten ausgezeichnet, die der »kleinen Form« wie Essay, Satire, Song, Groteske, Traktat oder Pamphlet verpflichtet sind und sich in ihren Texten konkret auf zeitgeschichtlich-politische Vorgänge beziehen.
Ihre Texte sollen im Sinne Tucholskys der Realitätsprüfung dienen, Hintergründe aufdecken und dem Leser bei einer kritischen Urteilsfindung helfen.
Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine fünfköpfige Jury; das Preisgeld beträgt seit dem Jahr 2015 5.000 € (bis 2013: 3.000 €).
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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik

Kurt-Tucholsky-Preis 2017: Ausschreibung

Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik
Ausschreibung für die Vergabe 2017

Bitte beachten Sie: Die Ausschreibungsfrist für die Vergabe 2017 ist abgelaufen.

Der Preis

Der in der Mitgliederversammlung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft in Grips­holm 1994 beschlossene Kurt Tucholsky-Preis für literarische Publizistik, wird von der Kurt Tucholsky-Gesellschaft, mit Sitz in Berlin, verliehen und getragen. Der Preis wird im Zweijahresabstand verliehen.
Die Ehrung erfolgt für politisch engagierte und sprachlich prägnante Werke der literarischen Publizistik, die sich im Sinne des Namensgebers kreativ und kritisch mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen und Vorgängen auseinandersetzen und Realitäten hinter vorgeschobenen Fassaden erhellen sowie für nachhaltige künstlerische Interpretationen von Texten Tucholskys.
Der Kurt Tucholsky-Preis für literarische Publizistik kann für journalistische und literarische Werke verliehen werden, wobei ein besonderer Fokus auf die »kleinen Formen« gelegt werden soll.
Die Begutachtung soll sich auf bisher unveröffentlichte oder innerhalb der letzten fünf Jahre veröffentlichte Publikationen beziehen. Möglich ist auch die Auszeichnung eines Lebenswerkes.
Die Preissumme beträgt 5.000 €

Die Jury

Die Jury für die Vergabe des Preises im Jahr 2017 besteht aus:

  • Dr. Wolfgang Helfritsch (Sprecher der Jury)
  • Prof. Dr. Stuart Parkes
  • Marc Reichwein
  • Mechthild Schäper
  • Rainer Wieland

Die Jury wählt den Preisträger durch Stimmenmehrheit. Sie kann eine Preiszuerkennung aus inhaltlichen oder formalen Gründen ablehnen. Sie kann für nicht ausgezeichnete Vorschläge ehrende Würdigungen aussprechen.

Einreichung von Vorschlägen

Die Ausschreibungsfrist beginnt am 8. November 2016. Die Vorschläge sind bis zum 31. März 2017 an die Geschäftsstelle der KTG zu richten:

Kurt Tucholsky-Gesellschaft e.V.
Besselstraße 21/II
32427 Minden
Tel: 0049-(0)571-8375440
Fax 0049-(0)571-8375449
info@tucholsky-gesellschaft.de
Vorschlagsberechtigt für die Würdigung durch den Preis sind die Mitglieder der KTG, frühere Preisträger, ordentliche Mitglieder geistes- und sozialwissenschaftlicher Fachbereiche von Universitäten und Hochschulen, deutschsprachige Verlage und Bibliotheken sowie verantwortliche Redakteure journalistischer Medien.
Mitglieder der Jury sind nicht vorschlagsberechtigt. Eigenbewerbungen sind nicht zulässig.
Die vorgeschlagenen Arbeiten – in Betracht kommen Manuskripte, Bücher, Artikel, Internetbeiträge und audiovisuelle Beiträge – müssen in fünffacher Ausfertigung eingereicht werden, soweit die Einreichung auf analogen Datenträgern erfolgt. Beizulegen ist ein kurzer Lebenslauf des/der Vorgeschlagenen und eine kurze Begründung des Vorschlages. Die Einreichung kann auch digital erfolgen. In diesem Fall ist auf gängige Formate und Vervielfältigbarkeit zu achten.[1]
Die Arbeiten der Preisbewerber müssen in deutscher Sprache verfasst sein.
Die Entscheidung über den/die Preisträger/in erfolgt bis zum 15. September 2017.
Die Annahme des Preises verpflichtet den/die Preisträger/in zu einem öffentlichen Vortrag im Rahmen der Verleihungsfeierlichkeiten. Die KTG darf den Text des Vortrages honorarfrei veröffentlichen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Links:
Der Ausschreibungstext zum Download [pdf]
Das Statut des Preises zum Download [pdf]
Die bisherigen Preisträger (1995-2015)
[1] Da die Beiträge allen Jury-Mitgliedern zugänglich gemacht werden müssen, sind insbesondere seltene Formate oder mit DRM geschützte Beiträge nicht zweckmäßig. In diesen Fällen kann die Jury um Neueinreichung in geeigneter Form bitten. Ist dies nicht erfolgreich, kann die Jury Beiträge ablehnen.

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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik Pressemitteilung

[Pressemitteilung] Marc Reichwein in Jury berufen

Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft beruft den Journalisten Marc Reichwein als Nachfolger für die viel zu früh verstorbene ehemalige Herausgeberin der Zeitschrift Der Literat Inka Bohl in die Jury des mit 5000 € dotierten Kurt-Tucholsky-Preises für literarische Publizistik, der das nächste Mal im Jahr 2017 vergeben wird.

Marc Reichwein (Foto: Martin Lengemann / Die Welt)
Marc Reichwein
(Foto: Martin Lengemann / Die Welt)

Marc Reichwein, geboren 1975 in Konstanz, lebt in Leipzig und arbeitet in Berlin als Redakteur im Feuilleton der »Welt« und »Welt am Sonntag«.
Er studierte Germanistik, Italianistik und Journalistik in Leipzig, Zürich und Siena. Er ist Gründungsmitglied des Online-Feuilletons »Der Umblätterer«, das von 2005 bis 2015 jährlich die zehn besten Feuilletonartikel des Jahres kürte und 2010 für den Grimme Online Award nominiert war.
Zudem ist er Mitherausgeber des Fachportals literaturkritik.at, das sich mit der Geschichte und Gegenwart des Feuilletonjournalismus und insbesondere der Literaturkritik beschäftigt.
Herr Reichwein moderiert literarische Veranstaltungen und referiert auf wissenschaftlichen Tagungen. In seinen Essays beschäftigt er sich mit Themen wie Zeitungsjournalismus, Medienfiguren (gestern, heute, morgen) und dem Medienbetrieb.
Veröffentlichungen (Auswahl)
https://www.welt.de/autor/marc-reichwein/
https://www.uibk.ac.at/literaturkritik/archiv_index.html
http://www.umblaetterer.de/author/marcuccio/

Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft ist froh, mit Marc Reichwein einen engagierten und kompeteten Journalisten für die Arbeit in der Jury gewonnen zu haben.
Marc Reichwein wird damit bereits an der Vergabe des 2017 vergebenen nächsten Preises mitwirken. Die Ausschreibung für den Preis erfolgt nach der diesjährigen Tagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft in Szczecin.
Über den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik
Aus Anlass des 60. Todestages von Kurt Tucholsky wurde 1995 der Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik gestiftet. Alle zwei Jahre werden mit ihm engagierte deutschsprachige Publizisten oder Journalisten ausgezeichnet, die der »kleinen Form« wie Essay, Satire, Song, Groteske, Traktat oder Pamphlet verpflichtet sind und sich in ihren Texten konkret auf zeitgeschichtlich-politische Vorgänge beziehen.
Ihre Texte sollen im Sinne Tucholskys der Realitätsprüfung dienen, Hintergründe aufdecken und dem Leser bei einer kritischen Urteilsfindung helfen.
Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine fünfköpfige Jury; das Preisgeld beträgt seit dem Jahr 2015 5.000 € (bis 2013: 3.000 €).
Die bisherigen Tucholsky-Preisträger sind: Der Heine-Forscher und Theaterkritiker Jochanan Trilse-Finkelstein, der Journalist Mario Kaiser, der Journalist Deniz Yücel, der Journalist und Literaturkritiker Volker Weidermann, der Schriftsteller und Satiriker Lothar Kusche, der Journalist und Publizist Otto Köhler, der Journalist und Schriftsteller Erich Kuby, der Journalist Wolfgang Büscher, der Autor und Hochschullehrer Harry Pross, die Schriftstellerin und Journalistin Daniela Dahn, Schweizer Schriftsteller Kurt Marti, der Journalist Heribert Prantl und der Liedermacher Konstantin Wecker.
Über die Kurt Tucholsky-Gesellschaft
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft wurde 1988 gegründet, um dem facettenreichen »Phänomen Tucholsky« nachzuspüren. Sie will als literarische Vereinigung die Beschäftigung mit Leben und Werk Kurt Tucholskys pflegen und fördern und hat ihren Sitz in Tucholskys Geburtsstadt Berlin. Als Publikationsorgan der Kurt Tucholsky-Gesellschaft erscheint dreimal im Jahr ein Rundbrief. Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft gibt zudem eine eigene Schriftenreihe heraus, in der vorrangig die Dokumentationen der von ihr organisierten wissenschaftlichen Tagungen erscheinen.
Den jährlichen Höhepunkt der Vereinstätigkeit bilden Tagungen mit wissenschaftlichen Kolloquien, Vorträgen, Exkursionen und kulturellen Veranstaltungen. Aller zwei Jahre vergibt sie den Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik.
Die nächste Tagung der Kurt Tucholsky-Gesellschaft findet vom 28. bis 30. Oktober 2016 in Szczecin unter dem Thema »Tucholsky, Szczecin/Stettin, Polen und die Ostsee« statt. Das aktuelle Tagungsprogramm ist auf der Website einzusehen. Dort besteht auch die Möglichkeit, sich anzumelden.
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Allgemein Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik

Zum Tod von Inka Bohl

Die Jury für den Kurt-Tucholsky-Preis und die Kurt Tucholsky-Gesellschaft beklagen den Tod von Inka Bohl.
Inka Bohl war in der Literaturszene vor allem durch die Fachzeitschrift für Literatur und Kunst Der Literat bekannt, die als Organ des hessischen Landesverbandes Deutscher Schriftsteller seit 1958 herausgegeben und 1988 von Inka Bohl erworben wurde. Unter ihrer Verlagsleitung und Redaktion wurde Der Literat zu einem produktiven und streitbaren Fachblatt, in dem Literaten aus West und Ost – auch mit gegenteiligen Auffassungen – zu Wort kamen.  In den Jahren 2000 – 2008 wurde Der Literat in Berlin herausgegeben, im Jahre 2008 jedoch eingestellt.
In der Jury war Inka Bohl ein äußerst sachkundiges, einfühlsames und engagiertes Mitglied. Sie prüfte alle vorgebrachten Argumente und nahm sich die Zeit, sich auch mit solchen Editionen und Publikationen von Preiskandidaten zu beschäftigen, die nicht zur Preisbegründung vorgelegt wurden, und sie war aufgeschlossen für alle Hinweise, die der gründlichen Beurteilung der Arbeit und der Persönlichkeitsbewertung von Autoren dienen konnten.
Inka Bohl war ein stets zuverlässiges Jurymitglied. Ihre Freundlichkeit, ihre Aufgeschlossenheit und ihr Humor werden mir fehlen.

Wolfgang Helfritsch

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Allgemein Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik

Kusche für immer – Zum Tod von Lothar Kusche

Lothar Kusches Glossen und Schnappschüsse erschienen häufig als Taschenbücher, und das war gut so. Sein erstes bb-Taschenbuch wurde 1960 unter dem Titel »Nanu, wer schießt denn da?« herausgegeben.
Es lohnte sich, seine lockeren Weisheiten in der Akten- oder Westentasche mit sich zu führen und im Tagesverlauf ab und zu einen verstohlenen Blick hineinzuwerfen. Darüber hinaus bürgten seine nüchternen Ideenspritzer und Schnapsideen auch im Eulenspiegel und in der Weltbühne für Originalität, egal, ob der Autor sich mit seinem eingetragenen Namen outete oder sich in seinen Mantel vornamens Felix  verzog. Nun ist der ehemalige dienstälteste DDR- und spätere bundesdeutsche Satiriker dahingegangen, und das tut weh, obgleich wir schon lange von seinem angeschlagenen Gesundheitszustand wussten. Er litt wohl selbst am meisten darunter, dass ihm das Schreiben nicht mehr wie gewollt von der Hand ging.
Lothar Kusche diente schon beim Eulenspiegel-Vorgänger Frischer Wind, schrieb für die Weltbühne und brachte nachfolgend die Ossietzky-Leser mit seinen  Beobachtungen und Texten zum Schmunzeln und Abnicken. Als Distel-Autor glossierte er Erscheinungen, die jeder kannte, für deren Dramatisierug aber manchem der Mut fehlte.
Ich erinnere mich an eine Szene, die ich in den 60er Jahren gesehen habe, als die Sowjetunion in ihrer Vorbild-und Beispielwirkung noch unantastbar war: Eine Delegation aus dem Brudervolk wird auf dem Flughafen Schönefeld (das werden Sie nicht mehr wissen, den gab es damals schon)  überschwenglich empfangen und ob ihrer Beispielleistungen auf allen Gebieten über den grünen Klee gelobhudelt. Im Hintergrund flattert die Losung »Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen!« über das Flughafen-Areal. Die Gastgeber überbieten sich mit Bewunderung, bis es dem Delegationsleiter zu viel wird.  »Wissen Sie, werter Genosse,« fragt er den Chef des Empfangskomiteés, »was Sie vor allem lernen sollten? Aufrichtigkeit!« Das war ein Tabu-Bruch.
Lothar Kusches Zugehörigkeit zur Tucholsky-Gesellschaft war logisch, und seine Ehrung mit dem Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2007 war mehr als verdient. Das traf für den Heinrich-Heine-Preis im Jahre 1960 auch schon zu, und vielleicht ist es fast symbolisch, dass sein Lebenswerk von Heine und Tucholsky als Namensgebern seiner Ehrungen geradezu eingerahmt wurde.
Er war ein verschmitzter, guter Beobachter. »Kollege P. hat seit gestern einen Pickel,« bemerkte er in einer Groteske. »Aber er ist sich noch nicht ganz sicher, ob dieser als Stoff für eine neue literarische Arbeit ausreichen wird.«
Wenn er im Cabinett oder anderswo um die Jahrtausendwende las, zuckte sein Spitzbart voller Mitfreude. Wenn er seine Glosse über die Herstellung der originalen märkischen Reiblinge vortrug, blieb kein Auge trocken.
Nun hat er sich selber in die Phalanx der unvergesslichen märkischen Reiblinge eingebracht.
Seine Ideen und unsere jährlichen Begegnungen zu Ossietzkys Geburtstag in der Ossietzky-Redaktion werden uns fehlen.
Lebend wäre er uns lieber, aber richtig totzukriegen ist Felix Kusche nicht.

Wolfgang Helfritsch

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Kurt Tucholsky Preis für literarische Publizistik

Mein Weg zu Kurt Tucholsky

Dankesrede von Prof. Dr. Jochanan Trilse-Finkelstein anlässlich der Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises für literarische Publizistik 2015 für sein Lebenswerk.

»Soll ich reden, darf ich schweigen?« Mit solchem Fragesatz hatte Thomas Mann am 14. Mai 1955 seine zweite kleine Rede im Saal des Weimarer Schlosses eingeleitet – er hatte die Festrede anlässlich des 150. Todestages von Friedrich Schiller gehalten – seine Dankesworte für ein Ehrendoktorat der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Nach Erika Mann der 14. oder 17.9.) Ich hatte die Ehre, dabei zu sein – als Assistent von Prof. Ernst Fischer, Wien, seines Zeichens nicht nur Professor, sondern auch ein begnadeter Essayist und sogar Lyriker von einigem Format.

Diese Szene ist mir unvergesslich geblieben, und nun gab sie mir sogar eine Hilfe. Ich hatte zwar einige Doktoratsverleihungen erlebt – mit Universitäten hatte ich mehr zu tun als mit Preisverleihungen – da bin ich ungeübt und musste erst einmal Umschau halten, wie das gemacht wird.

Und da war mir halt eine der ganz großen Szenen eingefallen – ich hatte Thomas Mann schon immer viel zu verdanken – freilich außer diesem Auftreten nichts Persönliches, umso mehr Literarisches, so zwischen Sinn und Handwerk.

Als Nebenbemerkung: Ich werde hier selbstredend auf außerhalb des Themas liegende Darstellungen weitfassender politisch-sozialer, gar historischer Kritikbilder und ebensolcher Visionen verzichten. Meine Bemerkungen dienen nur dem leichteren Einstieg ins Thema.

Immerhin waren beide antifaschistische Emigranten und entschiedene Gegner des Hitler-Faschismus und bekämpften ihn – mit literarischen Mitteln; jeder mit den ihm gemäßen – Mann aus der Ferne des andern Kontinents, der als Sieger dennoch nicht mehr heimkehrte, Tucholsky aus dem Ostseeraum, indes sich bald erschöpft habend, das Grab in Hindås vorgezogen hatte.

Dennoch bleibt die Frage: Was hatten sie miteinander zu tun? Literarisch wenig – wie sollten der Epiker großer Untergänge und Beschreiber geistköniglicher Gestalten, gar Erzähler riesiger mythischer Entwürfe des menschlichen Überlebens und der scharfsinnige Satiriker, der hochpolitisch-analytische Autor der kurzlebigen, konfliktbeladenen deutschen Republik, die so irreführender Weise den Namen Weimars trägt (nur weil die Verfassungsgeber den bandenartig an der Spree hausenden reaktionären Freikorps an die friedlichere Ilm ausweichen mussten), miteinander auskommen, genauer: nebeneinander bestehen?

Beide sind repräsentative Vertreter jener großen Epoche deutscher Literatur, die wir Historiografen heute »Literatur des antifaschistischen Exils und Widerstandes« nennen, einer der hochgradig wichtigen Kapitel der deutschen Literaturgeschichte.

Was aber hat Thomas Mann bei Kurt Tucholsky zu suchen? Sonst verbindet die beiden wenig – sie waren beide antifaschistische Emigranten und Hitlerfeinde – wie auch anders!

Sie bilden quasi Eckpfeiler jener Periode, sind Flügelkämpfer der literarischen Front, stark im Einsatz und nicht ohne Tragik.

Thomas Mann verschwindet nun von unserer Bühne – mit Dankesgrüßen für Hilfe beim Bilden jener Literaturfront, in welcher Tucho, wie wir ihn fortab nennen, eine wichtige Kraft dargestellt hatte. Thomas Mann verschwindet nun von meiner Bühne, nicht ohne Dankesgrüße, und ich suche und beschreibe meinen Weg zu Kurt Tucholsky.

Zu dem ich allerdings noch einen Umweg gebraucht habe.

Ein Lehrer, zugleich Stellvertreter des Kurators (Direktor am Theresianums Wien) hatte einmal einen Auftritt des Jura-Soyfer-Ensemblesi erlebt und mich als Sprecher dieses Ensembles wahrgenommen.

Daher ward ich nun schnell zum Sprecher des Gymnasiums gekürt. Wie im Ensemble war auch hier Karl Kraus Text-Geber.

Nun soll man nicht etwa annehmen, dass dort etwa Kraus Unterrichtsstoff im Fach deutschsprachige Literatur gewesen wäre. Da handelten müde alte Lehrer endlos ab, was sie konnten, und das waren vor allem Grillparzer und Zeitgenossen (dazu ein wenig Nestroy), und wenn es hoch kam, schafften sie es bis Anzengruber und Lauterbach. Hofmannsthal und Genossen waren böhmische Berge im Nebel.

Erst sehr viel später leuchteten sie über Frequenzen von Richard Strauss‘ großem Orchesterklang und strömendem Gesang erlesener, genauer: erhörter Sänger der ersten Klasse von der Bühne, vor allem in Salzburg und Wien, dann von Platte und CD.

An die neuere Literatur tappten wir Schüler uns selbst heran, und das waren zunächst Hofmannsthal und die Riesengestalt des Karl Kraus. Dies sei freilich nur eingeschränkt erklärt, denn viele Texte waren damals (als damals gelten die fünfziger Jahre bis in die sechziger, also die frühe Studienzeit) noch nicht bzw. noch nicht wieder veröffentlicht, und das betrifft vor allem Texte jüdischer und linker Autoren – die Nazis hatten ihre Bücherpolitik auch an die Donau gebracht. Doch, um einem alten Marx-Diktum zu folgen, auch die Büchervernichtung ward gemildert durch Schlamperei – so manches Gute fand sich wieder.

Wir Schüler gründeten – mit Unterstutzung des damals neuen Vizekurators – eine Arbeitsgruppe »Moderne Literatur«, und lernten für uns und lehrten einander. Nicht alle Schüler kamen. Aber doch, aus den drei obersten Jahrgängen (Obersekunda, Unter- und Oberprima), aus den jeweils drei parallelen Klassen waren zunächst etwa vierzig Schüler gekommen, die sich allmählich auf ca. 30 reduziert haben, und in dieser Zahl weitgehend konstant geblieben waren.

Hier befassten wir uns von Beckett und Brecht über die Manns bis zu Toller und den Zweigs, von Borchert bis Zuckmayer, mit Kraus im Besonderen und mit Soyfer, und wir lernten Gorki und Majakowski und Giraudoux und Sartre u.a.

Eigentümlicher Weise kam aber Tucholsky damals noch nicht vor. Die Anregung kam von woanders, doch als ich ihn schon etwas kannte, habe ich ihn hereingebracht, und einige seiner Texte wie etwa Der Graben u.a. im Ensemble rezitiert.

Wie sich vielleicht mancher erinnert oder einfach weiß, war Wien zwischen 1945 und 1955 (also bis zum Staats-, schließlich auch Friedensvertrag) eine Viersektorenstadt der Sieger- und Besatzungsmächte, nur eben nicht so lange. Meine Eltern und ich lebten vorrangig im sowjetischen Teil, im Besonderen als Medizinerpaar im Stadtteil Wieden (IV. Bezirk, von wo aus es in den X. (Favoriten), zur Klinik nicht allzu weit war). Und in diesem sowjetischen Sektor hatte die Besatzungsmacht ein Kulturhaus, was zu großen Teilen nicht nur der sowjetischen Seite, sondern auch der Wiener Bevölkerung zugänglich war – eine öffentliche Kulturstätte.

Es gab dort eine Bühne mit Saal, ein kleines Kammerspiel, Gesellschaftsräume unterschiedlicher Größe, nicht zuletzt eine Bibliothek beachtlicher Größe, mit einem beträchtlichen Anteil russischsprachiger Texte wie die gleiche russische Literatur in deutscher Sprache; Literatur der Alliierten, also in Englisch und französischer Sprache und eben auch eine beträchtliche Anzahl deutscher Bücher aus älteren deutschen Übersetzungen wie auch neueren, meist DDR-Ursprungs; doch auch österreichischer Herkunft – damals hatte ich Majakowski-Übersetzer Hugo Huppert kennengelernt, später Autor von mir im Berliner Henschelverlag.

Und hier verwaltete, leitete, regierte, ja fast könnte man sagen: herrschte Emmi Wolff. Seinerzeit eine berühmte Person vom Weltkrieg her; eine Heldin der Sowjetunion – das war der höchste Kriegsorden der UdSSR. Sie war Fallschirmspringerin der Roten Armee, war hinter den deutschen, also feindlichen Linien abgesprungen und hatte Brückenköpfe bzw. Igelstellungen gebildet, die der Roten Armee schnelle Angriffe und spätere Siege ermöglicht hatten.

Nun leitete diese, zu meiner Zeit etwa knapp fünfzigjährige Frau diese Kultur- und Informationsstätte als Ganzes, die Bibliothek im Besonderen – sie las und sprach in mehreren Sprachen, auch und besonders gut Deutsch, sie hatte deutsche Vorfahren. Ich versuchte dort, halbwegs Russisch zu lernen, was mich in die Lage versetzt hat, auch Majakowski und andere Dichter original zu rezitieren.

Eines Tages fragte sie mich, ob ich einen Dichter und Schriftsteller (Sie sagte »писатель« [Schriftsteller] namens Tucholsky kenne. Der nun schon fast 24jährige Student der Literatur, inzwischen im 8. Semester, musste – durchaus beschämend – verneinen. Er hatte sich – im vermeintlichen Besitz von Kraus und als Beinahe-Leiter genannter Arbeitsgruppe »Moderne Literatur« – eigentlich sicher gefühlt in dem Bereich. Kraus ging ihm von den Lippen und Soyfer, fast der österreichische Büchner, war obendrein hinzugekommen:

Nun, da lies mal: Glänzender Schreiber, fast ein wenig zu nahe am Journalismus, doch ein Gesellschaftskennner, Kriegsgegner und Internationalist. Sagte ähnliches über Hitler wie Kraus, doch war ihm über den durchaus noch etwas mehr eingefallen. Von ihm habe ich folgenden Satz gelesen: »Die Linke spricht das Richtige – über Sachen. Die Rechte spricht das Falsche, aber an Menschen.«

Mensch, war der klug, könnte sich unsre Führung einiges abschneiden, von dem, was wir falsch machen. Dieser Mann war schon lange, bevor dem H. die Macht zugeschoben worden war, in Paris, zunächst als Pressekorrespondent, bald schon eher als Exilant im schwedischen Exil, wo er seinem Leben im Dezember 1935 ein Ende bereitet hatte, ein halbes Jahr vor Kraus, bevor der erschöpfte Schriftsteller-Gigant gestorben war (12. VI. 1936). Kannst daran üben, genau was für dich!

Womit sie keineswegs ein solches Ende gemeint hatte, sondern Lebens-und Überlebens-Hilfe, politische Praxis und Weisheit. Sie hat mir bei diesem – Anlass ein Bündel mit abgeschriebenen Texten gegeben, meist Gedichten, etwas Prosa war auch dabei, sowie den bekannten Band Mit 5 PS, ziemlich zerlesen:

Der schrieb übrigens unter fünf Namen, vier davon so sonderbare Pseudonyme mit Raubtiernamen wie Panter und Tiger, auch gab er sich den Namen des sich unwissend stellenden Schalks Kaspar Hauser. Er muss es wohl nötig gehabt haben, sich zu tarnen. Die Deutschen von damals waren schon schlimm und ziemlich blöd, sich diesem Österreicher zu unterwerfen und dann die halbe Welt, schließlich uns in den Krieg zu ziehen – na ja, von uns [UdSSR] haben sie schließlich die stärkste Prügel bekommen.

So Emmi Wolff, die Heldin!

Ich las die Texte, lernte zahlreiche auswendig, bereicherte mein Repertoire neben Soyfer, Brecht, Majakowski um die Tucholskys.

1956 hatte ich Wien und Graz verlassen, ein Semester verloren in Frankfurt/M gehungert, so zwischen geistigem Feuer Adornos und seiner Anti-Solidarität und war 1957/58 in Leipzig angekommen, in den philosophisch-literarischen Glanzzeiten von Bloch, Mayer und Markov, begleitet von Ausflügen nach Jena, um sprach-sprechwissenschaftliche Grundlagen zu festigen (bis 1958).

Eine attraktive Professorin mit weittragender Stimme und einigem Sensus studierte mit einigen wenigen, halbwegs künstlerisch veranlagten Studenten Gedichte und Prosa ein und verlangte von jedem von uns Programme. Die Weimarer Klassiker allen voran!

Schiller konnte ich einigermaßen, war mir indes zu pathetisch; Goethe nur der jüngere – »Urworte. Orphisch« und andere schwere Brocken blieben mir damals unzugänglich, weil unverständlich. Ich hatte der Dame Heine angeboten, darauf war sie eingegangen, das Programm bestand vor ihren Augen und ist Grundlage vieler späterer Leseabende geblieben. Sie wollte mehr.

Ich bot an: Kästner, Morgenstern, Ringelnatz, na ja »wenn Ihnen dieser immerhin köstliche Blödsinn reicht?» So ganz passten diese ihr nicht. Sie wollte Schwerer-Gewichtiges. Da hatte ich ihr nun Tucholsky angeboten, der so scheinbar Leichtes mit Gewichtigem verbinden gekonnt hatte. Sie kannte indes diesen Autor noch nicht. Ich besorgte die ersten DDR-Ausgaben, wesentlich die von Walther Victor, die zwar wichtig waren, aber eben noch sehr viel vermissen ließen, auch das hier bereits genannte, von ihm selbst bearbeitete Lesebuch. Die Ausgaben vor 1933 waren schwer zu haben dort, ich konnte ihr nur Mit 5 PS geben.

So ganz begeistert war die affektive Dame nicht, ließ mich das Programm indes machen. Es hatte vollen Erfolg in der Studentenschaft, sogar Interessenten zum Mitmachen. Und so ward es zur – immer wieder veränderten – Grundlage der meisten Programme, mit denen ich viele Jahre durch die Lande gezogen bin: entweder war ich allein unterwegs, da nahm ich mehr Skript zur Hand und hielt Kolleg; oder ich hatte ein vierköpfiges Ensemble, und wir machten Kunst: ein zweiter Sprecher, meist ein Schauspieler, ein Sänger (oder Sängerin) und ein Pianist.

Wir trugen meist die Eisler-Lieder vor, manchmal, wenn mir der Sänger ausgefallen war, nahm ich die Platten von Gisela May, die diese Lieder so hervorragend vortragen konnte.

Am häufigsten trug ich auf diese Art Tucho in meiner Weimarer Zeit vor, so bis 1966. Ich war damals an den Weimarer Klassik-Instituten beschäftigt und hab auch über Goethe gelernt, spätere Editionen und Texte von mir geben Zeugnis. Am meisten interessierte mich freilich die Heinrich-Heine-Säkular-Ausgabe. Mit österreichischem Pass versehen, konnte ich in Länder (selbst Israel) reisen, um Handschriften zu beschaffen, die meist in jüdischer Hand waren. Der alte Salman Schocken war lange nicht bereit, seine Handschriften an Deutschland herauszugeben – die Todesmaschinerie des NS-Staates hatte große Teile seiner Familie vernichtet. Erst als der Alte gestorben war, der Sohn Gerschom das große Erbe übernommen hatte und man in Israel erfahren hatte, dass auch Juden in Weimar arbeiten konnten, ich ihm gegenüber gesessen hatte bei erst gemeinsamem Tee, später bei tiefer wirkenden Getränken und erstklassigen Speisen, gab es auch Handschriften, und die HSA konnte erarbeitet werden.

In Weimar hatte man mir das übrigens nicht gedankt, doch habe ich zahlreiche Heine-Editionen gemacht, zwei Biografien geschrieben und eine Spezial-Edition Heinrich Heine und Kurt Tucholsky in Paris (Berlin 2010), die hier im Konferenzsaal vorliegt und auf die ich noch kurz zu sprechen komme.

Die Tucho-Programme hab ich bis in die70er Jahre vorgetragen, bis die Ärzte mir Schluss geboten, ein zweiter Infarkt durfte nicht sein. Auch war die Stimme nicht mehr so gut. Und andere Arbeiten erhielten Vorzug. Aber wie das zuletzt genannte Buch gezeigt hat, bin ich Tucho nie untreu geworden.

Abgesehen von seiner literarischen Kunst, seiner Schreibweise, seiner antikapitalistisch-antifaschistischen Haltung, seiner Exilerfahrung (meine Eltern hatten einige Texte mit), die in manchem unserer geglichen haben, – seinem säkularem Judentum (»Ich weiß, dass man aus dem Judentum nicht austreten kann«) verbindet mich mit ihm seine schöne Haltung zu Heine.

Ist dieser Satz nicht herrlich?

Besser wäre, die Reisebriefe Heines wären bekannter als sie sind – auch die aus den Pyrenäen – und alle seine Berichte aus Paris, in denen er sich als Jahrhundertkerl seltnen Formats, als einen Propheten und einen Allesüberschauer zeigt.ii

Wie ähnlich auch ihre jeweilige Haltung zu Paris:

Fragt sie jemand, wie ich ich mich hier befinde, so sagen Sie. Wie ein Fisch im Wasser. Oder vielmehr, sagen Sie den Leuten; daß, wenn im Meere ein Fisch den anderen nach seinem Befinden fragt, so antworte dieser: Ich befinde mich wie Heine in Paris! (1832)

Ähnlich reagierte der andere, also Tucho, im Gedicht Park Monceau:

Hier ist es hübsch. Hier kann ich träumen.

Hier bin ich Mensch – und nicht nur Zivilist. […]

Ich sitze still und lasse mich bescheinen.

Und ruh von meinem Vaterlande ausiii. (1924)

Man kann davon ausgehen, dass sie beide Brüder im Geiste sind – trotz des Jahrhunderts dazwischen. (Zum Thema verweise ich auf das angeführte Buch von 2010). Tucho hatte auch etwas an sich, was mich beunruhigt hatte: Eine überaus schlechte Meinung von Juden.

Im Moment des Ausdrückens dieses Epithetons muss ich mich auch revidieren. Gemeint ist der kleinbürgerliche, allzu assimilierte Erwerbs-Jude, der sich im deutschen Bereich aufgehoben geglaubt hatte, sich als widerstandsunfähig erwiesen hat, die minderzahligen Zionisten ausgenommen. (Zumal einst das Zinsnehmen Christen verboten war, schließlich wichtigste Erwerbsquelle vieler Juden geworden, inzwischen kein jüdisches Monopol mehr war.)

So war es schlussendlich dazu gekommen, dass ein großer Teil unseres Volkes, in besonderem Maße dieser beschriebene Typus ins Schlachthaus, sprich: Gaskammer transportiert worden ist – nur wenige haben gekämpft, zu wenige, um zu siegen. Dennoch bleibt der Warschauer Ghetto-Aufstand von 1943 als Heldenlied in unserem Gedächtnis.

Dazu noch folgende Schlussanmerkung: Das von Tucho dazu Gesagte hatte für Aufregungen unter uns Juden gesorgt – es war nicht alles richtig. Der beste Richter und Ausgleicher in diesem Fall war Arnold Zweig. Mit einigen Sätzen aus dem bekannten Brief von Anfang 1936, die Antwort auf Tuchos Abschiedsbrief vom 15. Dez. 1935, die Tucho nicht mehr erreichen konnte, will ich schließen – er ist der schönste, tiefste, der sich denken lässt; auch wenn sich das Wort »schön« angesichts des Todes, solchen Todes, eigentlich verbietet.

Ich las ihn in vielen Lesungen:

Lieber Tucholsky, schlafen Sie wohl. Wie weh tut es mir, nicht sagen zu können: auf Wiedersehen. Wieviel stille Tränen schon geschlossen, weil man Sie auf die Vermißtenliste setzen muß, die Liste derer, die wir immer vermissen werden. Sie ist schon hübsch lang, diese Liste. Nach meinen Augen fragen Sie. Wie sie auch immer seien. Sie werden sie nie mehr sehen. Aber Ihren Nachruhm und Ihr Gedächtnis und den Dank an Sie, den wohl. Wer uns so lachen und zürnen machte, und just über das Lächerliche und Empörende, wer so herrlich zu spaßen und weise zu sehen vermochte wie Sie, und alles so auf deutsch, der mag gern ausruhn wie H. Heine. Er ist ein Lebender wie er. Und somit verläßt Sie fürs erste und weitere Ihr Kamerad

i Ensemble der FÖJ mit dem Namen des jungen österreichischen linken Poeten, in Buchenwald umgekommen

ii Aus: Ein Pyrenäenbuch. Tucholsky GA Bd. 9 [T 1], S. 7-171, hier: S. 117, Z. 4033-4037

iii Theobald Tiger: Parc Monceau, Die Weltbühne 15.5.1924, Tucholsky GA, Bd. 6, [T 60], S. 141f.